Ich bin hier beim „Sie“, (obwohl alle noch „Du“ zu Ihnen sagen) um Ihnen das Begreifen der Ernsthaftigkeit Ihrer Existenz zu erleichtern.
Lieber zukünftiger Staatsanwalt, liebe zukünftige Chirurgin, lieber zukünftiger Maschinenbauingenieur, liebe zukünftige Redakteurin, lieber zukünftiger Automechaniker, liebe zukünftige Steuerfachfrau, lieber zukünftiger Spediteur, liebe zukünftige Bankerin, lieber zukünftiger Lehrer, liebe zukünftige … ich denke, Sie verstehen schon, was ich meine. Ich meine, dass Sie in nicht allzu ferner Zukunft natürlich irgendetwas sehr Ernsthaftes beruflich machen werden, wie all Ihre Vorgänger ebenfalls. Auch wenn Sie jetzt im Moment Schule ziemlich doof, die Lehrer unfähig und die ganze Veranstaltung überhaupt äußerst unnötig finden. Für diese Erkenntnis brauchen Sie keine 30 Jahre Berufserfahrung als Lehrer. Dafür reicht der gesunde Menschenverstand.
Wenn Sie hier Blog lesen, dann sicher deshalb, weil Sie Ihr Zeugnis für verbesserungswürdig halten. Und sich von diesem Männerrevolte – Blog versprechen, die nötige Idee für eine Verbesserung der Noten zu bekommen. Was ich Ihnen versprechen kann: Die Idee habe ich tatsächlich für Sie. Ob Sie daraus etwas machen können, das liegt allerdings ausschließlich an Ihnen selbst. Dass die Idee funktioniert, das haben schon viele Schüler und –innen bewiesen, die sich diesem Mentalkonzept gestellt haben.
Ich habe dieses scheinbare Wunder in den letzten drei Jahren häufig erlebt. Dass Schüler/innen, die die im Vorjahr versetzungsgefährdet und im Jahr darauf einfach gute Schüler/innen waren. Einfach so. Wie von Zauberhand. Als könnte man ohne Nachhilfe von direkt von schlecht auf gut umschalten. Auf die Frage, wie man so etwas schaffen kann, kam immer die ähnliche Antwort: „Wissen Sie. Ich passe jetzt einfach im Unterricht auf. Und, es ist verrückt: Es machtsogar noch Spaß.“
Klar weiß man, wenn man mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattet ist, dass man in der Schule nicht gut sein kann, wenn man zu häufig nicht aufpasst. Wenn man von den 1200 Unterrichtsstunden im Jahr 30% nicht aufpasst. Und 30%, das schaffen auch Schüler, die noch recht passable Noten im Zeugnis stehen haben. Das sind immerhin 400 Stunden, die nicht mitgenommen wurden. Die als Grundlage fehlen. Die als Wissenslücken immer wieder Probleme machen. Theoretisch wundert sich da niemand. Praktisch schiebt man das Problem am einfachsten auf den Lehrer ab, der einen nicht motivieren konnte, auch noch die 30% mitzunehmen. Wenn die Eltern dabei noch helfen, verbaut man sich die größte Chance, die man besitzt: Sich selbst zu helfen. Denn da Sie Ihre Lehrer weder aussuchen noch so schnell verändern können, ist es am einfachsten, Sie verändern Ihr Schulverhalten und machen Schule mit links: Egal wie blöde Sie Ihre Lehrer finden. Oder wie doof Ihre Lehrer auch sein mögen. Das darf für Ihre Zukunft keine Rolle spielen. Das müssen Sie ausblenden. Einzelne Lehrer begleiten Sie ein, zwei Jahre. Das Wissen, dass Sie einpacken können, ein ganzes Leben. Also müssen Sie auf die Inhalte schauen und nicht auf den Lehrer. “Das geht doch nicht,” sagen Sie? Ich sage Ihnen: Ich habe schon viele Schüler/innen diesen speziellen Weg gehen sehen. Man muss ihn nur richtig verstehen. Selbstbewusst. Aus der Sicht eines späteren Staatsanwalts oder einer späteren Mikrosystemelektronikerin.
Dazu ist eigentlich nur eine Sache wichtig: Sie müssen davon wegkommen, auf Ihre Lehrer zu starren und zu meinen, die müssten es richten. Klar, wenn die es für Sie richten würden, wäre das toll. Aber wenn Sie sich darauf verlassen, sind Sie vielleicht verlassen. Da Sie wahrscheinlich nur genau ein Leben haben, sollten Sie das selbst in die Hand nehmen und sich nicht von Lehrern abhängig machen. Dass es geht, den Schalter einfach umzulegen, das haben viele vor Ihnen bewiesen. Ob Sie es können, das liegt allein an Ihrem eigenen Willen, den man aber leider nicht so einfach im Griff hat. Aber versuchen lohnt sich auf alle Fälle.
Die Männerrevolte baut darauf, dass man seinem Gehirn andere Denkstrukturen beibringen kann, die einen nach und nach in die komfortable Lage versetzen, Schule als Chance und nicht als Zumutung zu begreifen. Dazu muss man sich nur regelmäßig mit den Inhalten dieses Blogs auseinandersetzen. Nicht Schule blöd finden, sondern Schule als eine Notwendigkeit begreifen lernen, ohne die es keine iPods, Computer und Motorräder gäbe. Wer es schafft, weil sein Gehirn in anderen Bahnen denkt, zu empfinden, dass es richtig sinnvoll ist, am Vormittag konzentriert aufzupassen, um am Nachmittag viel Zeit zu haben und keine Nachhilfe zu beanspruchen, der hat die Männerrevolte verstanden.
Und wird sie lieben. Weil er sich selbst dabei verstanden hat.
Ich würde mich freuen, Sie könnten sich darauf einlassen. Allerdings ohne elterlichen Druck. Wenn Sie den empfinden, dann lassen Sie es erst einmal mit der Männerrevolte. Unter Druck funktioniert er garantiert nicht. Behalten Sie sie dann einfach als Sicherheitsnetz im Hinterkopf, falls Sie in naher Zukunft einmal selbst loslegen wollen. Die Männerrevolte kann auch später jederzeit gestartet werden. Also keine Panik, wenn es jetzt bei Ihnen noch nicht funktioniert.
Aber falls sich Ihre Eltern die Mühe machen sollten, ohne erhobenen Zeigefinger die einzelnen Blog-Wochenblätter auszudrucken und Ihnen ohne Erwartung auf den Tisch zu legen, lesen Sie sie doch spaßeshalber und lassen Sie sie einfach einmal klammheimlich auf sich wirken. Sie brauchen es ja niemandem zu erzählen. Und wenn Sie dann plötzlich für alle unerwartet ganz gut in der Schule sind, sagen Sie Ihren coolen Freunden, dass Sie jetzt doch Ihre wahren Fähigkeiten ausspielen würden, weil Sie beschlossen hätten, dass Sie später nun doch reich und berühmt werden wollen. Und das ginge nur mit einem guten Abitursschnitt. Das versteht dann jeder. 🙂
Heinz Eugen B. – November 2010