Ich sollte vielleicht zwischenrein mal wieder erläutern, was meine Bildchen, die ich jede Woche hier einstelle, eigentlich bewirken sollen.
Hauptproblem in der Schule ist ja einfach die Tatsache, dass Schule von zu vielen nicht ernst genommen wird. Dass die Arbeitshaltung deshalb darunter leidet und irgendwann ein Zustand erreicht ist, der es einem kaum mehr ermöglicht, umzuschalten. Weil das Gehirn, genauer das limbische System im Gehirn, dieses dauernde Späßchenmachen im Unterricht, laut oder leise, erkannt oder nicht erkannt, nicht mehr aufgeben will, weil es mehr Lust erzeugt als der Unterricht. Die wenigsten sind auf der falschen Schule und müssten eigentlich wechseln, um ein zufriedenes Schülerleben führen zu können. Für 90% aller Schulprobleme, die man natürlich am liebsten bei den Lehrern sucht, wäre eine gesunde Arbeitshaltung die einfachste Lösung. Das Konzept der Parallelprogramme im Kopf mitten im Unterricht ist hinterhältig, denn für das lustig sein im Unterricht gibt es keine Noten. Da tickt das eigene Hirn gegen das eigene Ziel. Man will das Abitur und der Kopf arbeitet genau dagegen. Das ist so, als wollte man schnell auf den Zug und man würde trotzdem immer die Rolltreppe falsch herum benutzen, weil es eben so spaßig ist, gegen die Treppe zu laufen. Wenn man mal wieder den Zug verpasst hat, dann würde man natürlich wie so häufig einsehen, dass das eine blöde Angewohnheit ist, aber das nächste Mal würde das limbische System wieder gegen einen arbeiten. Aus der Sicht von Gehirnforschern hilft da nur eines: Langsames Umerziehen. Sein Gehirn. Kontinuierlich, konstant, immer wieder. Bis der falsche Trampelpfad im Hirn verlassen werden kann und statt Nachhilfe und Frust, Konzentration und ein angenehmes Schulleben steht. Bilder kann man sich gut einprägen. Manche besonders gut. Wenn du also hier ein Bildchen findest, das dein limbisches System besonders beeindruckt, dann drucke es aus und hänge es über deinen Schreibtisch. Lass es wirken und spare viel Zeit für das eigentliche Leben. Das Späßchen- und Ablenkungsleben in der Schule ist es einfach nicht wert, dass man es pflegt.
28. Januar 2011
Rolltreppe und Halbjahresinformationen
21. Januar 2011
Wollen wollen
Lieber junger Mensch mit nicht ganz so tolle Noten. An unserer Schule unterrichtet im Moment ein Referendar, der ist blind. Martin Parker. Phänomenal. Er hört Räume, erkennt Menschen an der Stimme, benutzt elektronische Hilfsmittel mit links. Kurz nach der Geburt verlor er sein Augenlicht, was ihn am Ende nicht davon ab gebracht hat, Wildwasserkajak zu fahren, zu klettern oder alleine mit dem Zug und Blindenhund nach Südfrankreich zu fahren. Warum er das macht? Warum er Lehrer an einer sehenden Schule wird? Weil er es will. Weil er es einfach will. Warum ich das hier schreibe? Na ja. Wenn du wirklich willst, dass deine Noten besser werden, dann schaffst du das auch. Aber nur, wenn du das wirklich willst. Nicht wenn du wegen der schlechten Noten einfach nur Nachhilfe nimmst oder die doofen Lehrer dafür verantwortlich macht. Das lenkt dich nur vom zentralen Punkt ab: Du musst wollen.
16. Januar 2011
Treiben lassen
Treiben lassen ist ein angenehmes Grundgefühl für Menschen. Wenn wir die Wahl haben, dass es mit Treiben lassen oder auch mit in Rudern funktioniert, dann ist das Treiben lassen der entspanntere Prozess. Leider ist das Treiben lassen ein Prozess, der in der Schule oft nicht direkt die Auswirkungen zeigt, sondern erst nach ein paar Jahren. Dann ist es wie auf dem Bild: Abgehängt. Wer jetzt an Rudern denkt, der hat viel Frust. Denn Aufholen geht nicht mehr. Nur nicht noch mehr abhängen. Immer hinten auf der Welle strampeln. Sehr anstrengend. Sehr unbefriedigend. Leider kommt man vorne auf die Welle nicht mit treiben lassen. Da ist dann doch Rudern angesagt. Je früher, desto besser.
Wir haben unsere Lehrer/innen der 5. Klassen eine Einschätzung der Arbeitshaltung unserer Fünftklässler/innen ankreuzen lassen. Von sehr gut über gut und durchschnittlich bis schlecht und sehr schlecht. Fünfte Klasse, wohlgemerkt. Also noch ganz frisch am Faust. Sehr gut bis durchschnittlich schneiden 90% ab. Bei den 10% – 15 Schüler/innen – denen eine schlechte bis sehr schlechte Arbeitshaltung attestiert wurde, sind 13 Jungs. 13 Jungs und 2 Mädchen, die zu wenig rudern und sich zu sehr treiben lassen. Warum sei einmal dahingestellt. Mit ihnen müssen wir dringend an dem Problem arbeiten, das natürlich noch kein Notenproblem ist. Deshalb auch jetzt noch nicht offensichtlich zum Vorschein kommt. Aber in 2, 3 Jahren, da sieht das dann so aus wie bei allen Notenuntersuchung. Klar. In der 7. Klasse fängt es dann bei manchem an, böse zu kriseln. Und wenn er dann nicht weiß, dass es seine Arbeitshaltung ist und nicht etwas das unbegabt sein, dann ist ganz schön viel verloren. Man hat noch nicht die richtigen Konzept gefunden, wie man die 10% junge kluge Menschen schon früh zum Rudern bekommt. Wir schauen inzwischen zumindest nicht mehr weg. Suchen nach neuen Ideen.
Müssen nach neuen Ideen suchen: Wenn du zu den 10% gehörst, dann lass dir sagen: Wir brauchen dich und deine Fähigkeiten. Du musst nicht nur für dich rudern, mach es auch für uns alle. Es wäre schade um deine Kompetenz.
2. Januar 2011
Ein kleiner Nachtrag zum Kalender
Lieber Männerrevolteblogleserin, lieber Revolteblogleser
Ich wollte nur kurz noch anmerken, dass die Idee des Kalenders nicht darin besteht, alles Kritisierbare auf dieser Welt relativ zu reden und damit aufzulösen. Frei nach dem Motto: In Indien geht’s den Kindern noch schlechter, also reg dich nicht über eine ungerechte Note auf. Der Kalender ist ein pädagogischer Trick-Kalender für bessere Noten. Ein Sich-besser-fühl-Kalender. Kein Problemverschleierungskalender. Ich finde Tricks in bestimmten Situationen legitim. Wenn ich sehe, dass sich jemand seine eigenen schlechten Karten selbst mischt, dann finde ich, darf man ihm sagen, wie er sie besser mischt, um mehr zu gewinnen. Wenn unser Gehirns schon so doof aufgebaut ist, dass es uns in der Schule oft eine echte Falle stellt. Da nimmt man sich an Silvester vor, im nächsten Jahr richtig gut im Unterricht aufzupassen. Also das Hirnareal, das für Intellekt und Verstand zuständig ist, nimmt sich das vor. Muss man dazu sagen. An Silvester, beim Anstoßen auf das neue Jahr, ist die Realität noch so weit weg und unser Verstand ist blendender Laune. Wenn dann die Realität in Form des Unterrichts anfängt, ist leider das limbische System, jenes Hirnareal, das nach einem wunderbaren Prinzip funktioniert – Lust maximieren, Schmerz minimieren – am Zug. Denn leider ist es mächtiger als das Verstandsareal. Wenn es unsere Gewohnheit ist, im Unterricht aufzupassen, dann ist der Vorsatz weiter aufzupassen, kein Problem. Denn jede Gewohnheit ist im Gehirn wie ein Trampelpfad angelegt, den man immer wieder benutzt. Wenn man die Angewohnheit hatte, im Unterricht eher weniger konzentriert aufzupassen, dann ist dieser Trampelpfad durch unser Verstandareal nicht so leicht zu verlegen. Auch wenn unser Verstand laut und deutlich sagt, dass man nicht sitzenbleiben will. Dass man keine Lust auf dreimal Nachhilfe die Woche hat. Das limbische System ruft aber mächtig wie es eben ist: „Aber bitte, wo bleibt da die Lust beim Aufpassen? Ohne Lust spiel ich da niemals mit.“ Deshalb muss man, so leid es einem für sein limbisches System tun mag, zu Tricks greifen, die es einem ermöglichen, ihm vorzuspielen, dass konzentriert aufpassen sehr lustvoll sein kann. Dazu muss es einem im Unterricht gut gehen. Dazu sollte man clever allen Gehirnregionen immer und immer wieder klar machen, dass man es eigentlich doch irgendwie richtig gut hat. Obwohl das limbische System dauernd behauptet, Schule wäre aber so was von doof. Immer und immer wieder. Wegen dem Trampelpfad. Du weißt schon. Immer und immer wieder heißt in diesem Fall Kalender. Als mein querschnittsgelähmter alter und enger Freund Pit, den ich bis zu seinem Tod neun Jahre lang nie habe jammern hören, einmal einen kleinen Jammer von mir mit einem „Findest du das schlimm?“ kommentiert hat, war mein Jammer schlagartig weg. Vielen Dank, mein Lieber, nicht nur für diesen Satz. Er hat mich oft geerdet. Klar. Ein Jammer hält sich schlecht, wenn er entzaubert wird. Wenn ihm sein hohes Niveau mit einem Spiegel gezeigt wird.
So will ich den Kalender verstanden wissen. Als Gefährte im Kampf gegen ein starkes limbisches System, das den falschen Trampelpfad benutzt. Nicht als Weichspüler für alle Probleme diese Welt.
1. Januar 2011
Jammern auf hohem Niveau
Zuerst natürlich einmal: Ein gutes neues Jahr. Hast du dir was vorgenommen? 2011 bessere Noten schreiben? Nicht schlecht. Darf ich da einen Spezialkalender dazu reichen. Der “Hiiiiiiiiiilfe, geht’s mir schlecht-Kalender 2011.”
Ich mache seit Jahren pädagogische Kalender und es gibt immer einige Schüler, die mir nach einem Jahr berichten, dass er ihnen das Leben in der Schule erleichtert hat. In diesem Jahr habe ich einen speziellen Männerrevoltekalender entworfen. Eine Welturaufführung für junge Menschen in Schulnot. Natürlich auch für junge Menschen ohne Schulnot. Die schon gar nicht in Schulnot kommen wollen.
Eine spezielle Methode, so mit Schulfrust so umzugehen, dass er nicht mehr so unangenehm ist. Und wer Schule entspannter sehen kann, der lernt automatisch besser und schreibt am Ende bessere Noten. Ohne dass er dafür mehr lernen muss. Einfach eine Sache der Blickwinkelveränderung.
Ich wünsche denen, die den Kalender ausprobieren, viel Erfolg in der Umsetzung 2011.