Rakete & Co

30. Juli 2011

Sommerferien

Abgelegt unter: Ferien — heinz.bayer @ 20:41

Die Seele einfach mal baumeln lassen.
Und trotzdem Schule 6 Wochen nicht verdrängen!!!!!!!!!!
Hier findest du die nötigen Tipps. Aber erst ab nächster Woche. Denn jetzt gilt wirklich erst einmal: Seele baumeln lassen. Eine Woche gar nicht an die Schule denken. Muskeln wachsen auch genau dann, wenn man Trainingspause macht. Aber bitteschön: Trainingspause heißt es beim Sport, nicht Trainingsurlaub. 1 Woche Trainingspause. Nicht 6 Wochen Trainingsurlaub. Sonst kommst du völlig schlaff und untrainiert aus den Sommerferien zurück. Frust vorprogrammiert. Auf diesem Blog bekommen alle Schüler, die am letzten Mittwoch mit nicht so guten Noten ausgestattet heimgekommen sind, von mir eine Ferienhilfestellung, um klammheimlich über die Sommerferien den Blickwinkel zu verändern und dann vorne auf der Welle zu stehen. Und natürlich gilt für alle jungen Menschen mit schulischem Nachholbedarf: Vokabeln auf dem MP3 Player in der Sonne im Freibad sind vom Feinsten und seine Mathehefte immer mal wieder in die Hand zu nehmen, ist nicht strafbar, nicht unmoralisch, tut nicht weh und bietet die wunderbare Möglichkeit, mit wenig Zeitaufwand so manchen Mitschüler klammheimlich zu überholen. Denn die allermeisten werden 6 Wochen lang ihr Gehirn nicht in schulischen Angelegenheiten benutzen. Perfekte Aufholmöglichkeiten. Für ein entspanntes nächstes Schuljahr.

23. Juli 2011

Erwachsen werden

Abgelegt unter: Persönlichkeit — heinz.bayer @ 09:45

erwachsen-werden
Üblicherweise würden die meisten Menschen das Erwachsenwerden mit dem oberen Bild beschreiben. Wie das kontinuierliche Aufeinanderstapeln von vielen Entwicklungspaketen ab der Geburt. Und ich sage dir aus 35jähriger praktischer Erfahrung mit der Entwicklung von Fünftklässlern zu Müttern und Vätern und beruflichen Vollprofis: Den fettesten Anteil am Erwachsen sein macht die Persönlichkeit aus, die du in dieses Leben mitbringst. Sie ist noch dick eingemummt, verpackt, versteckt und blitzt nur ab und zu schon ganz früh durch den Kokon. Sie entwickelt sich in diesem Schutz und festigt sich, wenn die Bedingungen gut sind. Packt sich Wissen und Lebenserfahrung dazu, wenn man dazu bereit ist. In der Pubertät wird der Kokon zum Panzer. Zum Stachelkorsett. Auch nach innen. Der Umbau des Gehirns in der Pubertät ist oft auch für dich als Rüstungsträger ziemlich schmerzhaft. Die Selbstzweifel sind in dieser Phase des Lebens Lebensbestandteil der meisten von uns Menschlein. Na ja, und irgendwann, wenn die Zeit reif ist (und diese Zeit, die ist bei den verschiedenen Menschen eben ziemlich verschieden, das musst du zur eigenen Beruhigung als erwachsen Werdender wissen), bröckelt die Verpackung und die Persönlichkeit plus Wissen plus Lebenserfahrung kommen zum Vorschein. Freu dich drauf und lass dir deine Persönlichkeit bitte nicht so leicht verbiegen. Das ist oft nicht wirklich leicht. Aber mit dem Bild wird es dir zumindest vielleicht ein wenig klarer, um was es geht. Warum es sich lohnt, dass du für dich kämpfst. Und dann du in deiner Rüstung Wissen dazupackst.

15. Juli 2011

Jetzt Daumen drücken

Abgelegt unter: Versetzungsgefährdet? — heinz.bayer @ 00:07

Habe gestern eine schöne Begegnung gehabt. Eine ehemalige Schülerin kam vorbei, die mir erzählte, wie sie in der Schule Physik nicht wirklich spannend fand und auch notenmäßig nicht gut war, nach dem Abi anfing Jura zu studieren, aber parallel immer wieder in Physikvorlesungen gegangen wäre, weil dort alles so klar strukturiert war. Und wie sie dann nach einem Semester Jurafrust das Fach gewechselt hätte. “Wenn Sie mir in der 7. Klasse erzählt hätten, dass ich einmal Wirtschaftsingenieur studieren würde mit Elektrotechnik als Hauptfach, dann hätte ich Sie für komplett verrückt erklärt. Aber jetzt ist es mein Traumfach.”
Was ich damit sagen will: Egal, was du jetzt in den verschiedenen Fächern für Noten bekommst – in ein paar Jahren kann dein Interesse komplett anders aussehen. Und damit auch deine Leistungen. Deshalb halte dir einfach alle möglichen Optionen offen. Lehne nie schon vonr vorne herein Fächer ab. Wer weiß schon, wie das bei dir später weitergehen wird. “Das Einstiegsgehalt ist vom Feinsten” hat die Schülerin noch gemeint. “Man braucht eben Ingenieure.”

9. Juli 2011

Um das Überleben kämpfen

Abgelegt unter: Versetzungsgefährdet? — heinz.bayer @ 21:23

Ich klinke mich einmal wieder aus der Schulentwicklungsträumerei aus und nehme für alle Versetzungsgefährdeten unserer Schule (aber vielleicht ja auch außerhalb unserer Schule) einen letzten Revolte-Anlauf in diesem Schuljahr. Die zentrale Aussage lautet: Aufgeben, das darfst du dir niemals antun. Auch wenn du meinst, es wäre alles schon gelaufen. Mein Tipp kurz vor den Notenkonferenzen: Stell dir doch einmal vor, dass du ein echter Spätzünder bist, der in den Ferien einen riesigen Sprung machen wird. Weil du dir vornehmen wirst, an deiner Einstellung zur Schule zu arbeiten. Wenn du versetzungsgefährdet bist, dann bist du das zu 90% genau deshalb, weil deine Einstellung zur Schule nicht stimmt. Nicht weil du unfähig bist. Weil du Schule noch nicht als einen Ort verstehen kannst, den man zu seinem eigenen Vorteil benutzen sollte. Nicht gegen sich.
Und jetzt heißt es kurz vor den Konferenzen: Du klapperst alle deine Lehrer/innen ab. Alle! Du sagst, dass du dich auf eine mögliche Nichtversetzung vorbereiten willst und wissen willst, wie du notenmäßig stehst. Darauf hast du übrigens ein Recht. Also keine Scheu. Erzähle deinen Lehrer/innen offen, dass du versetzungsgefährdet bist. Auch denen, bei denen du auf einer Drei oder einer Vier stehst. Vielleicht stehst du ja auf einer 2 bis 3 oder einer 3 bis 4 und wenn der Lehrer weiß, das du versetzungsgefährdet bist, kann das ja vielleicht doch noch etwas bewirken. Vielleicht kann der Lehrer dein Heft anschauen oder sich mündlich einen Eindruck verschaffen. Auf alle Fälle: Nicht aufgeben. Kämpfen. Sitzenbleiben ist keine Lösung. Du machst kein besseres Abitur, wenn du sitzenbleibst. Geh lieber später ein Jahr ins Ausland. Dann kommst du sowieso mit einer anderen Einstellung zur Schule zurück. Dann verlierst du nämlich diese vollkommen beknackte Vorstellung, Lernen und Aufpassen wäre völlig uncool. Leider ein echter, gemeiner, richtiger, totaler Schwachsinn, sorry, wenn man seine eigene Zukunft ernst nimmt. Da du von vielen umgeben bist, die leider denselben Schwachsinn behaupten, ist das Aussteigen eine kleine Heldentat.
Du solltest sie dir aber trotzdem gönnen.
Und schau dir bitte die Versetzungsordnung genau an. Nicht dass du aus Versehen sitzenbleibst. Was leider allzu oft passiert.
versetzungsordnung

3. Juli 2011

Die Helden im Schulalltag

Abgelegt unter: Visionen — heinz.bayer @ 13:18

Liebe Helden
ich nehme an, dass es wenige von euch gibt, die im Moment hier mitlesen. Weil alles doch sehr langatmig für euch ist. Später geht es wieder mehr mit Bildern und kurzen Texten weiter. Aber wenn der eine oder die andere sich trotzdem von der Länge der Texte nicht abhalten lässt, der Inhalt bringt euch sehr viel, wenn ihr ihn mit eurer Person verknüpfen könnt. Seine Situation und die Problematik dahinter zu kapieren ist die halbe Miete. 🙂
Meine drei Blogs sind für kurze Zeit gleichgeschalten, denn es ist Thema für Großeltern, Eltern, Lehrer/innen und Schüler/innen.
Ich träume heute mein Spezialbildungssystem nur ganz kurz durch die Kindergarten- und Grundschulzeit. Dort hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Die Kolleginnen und Kollegen machen eine sehr gute Arbeit. Rückblickend erzählen die Kinder bei uns ja auch immer fast nur Gutes. Grundschule für Gymnasiasten, das war immer der Selbstläufer, wenn man genau zuhört. Gute Voraussetzungen, könnte man meinen. Irgendwo ist da aber trotzdem ein Systemfehler. Denn wenn die Jungs und Mädels in der weiterführenden Schule ankommen, fehlt viel zu vielen ein alles entscheidender Faktor: Die richtige Arbeitshaltung. Fragen Sie mich jetzt nicht, was man kindergarten- und grundschulseits ändern könnte. Ich bin in diesen Jahrgangsstufen kein Fachmann. Ich würde mir auf alle Fälle eine Pädagogik wünschen, die zentral und irgendwie bedingungslos am Thema Arbeitshaltung arbeitet. Wenn ich vom Design und von der Bequemlichkeit gesehen das tollste und schickste Auto baue, aber der Motor stottert, dann wäre dieses Auto unverkäuflich.
Speziell Eltern können hier natürlich entscheidend unterstützen. Von Babybeinen an. Da ist sehr viel Fingerspitzengefühl und ein gutes Gespür gefragt. Denn Arbeitshaltung ist eine komplexe Angelegenheit. Viel beobachten. Viel reflektieren. Viel darüber reden. Nicht immer auf die Umstände schieben. Langeweile zulassen, Langeweile selbstständig verändern lernen. Langeweile in Eigenständigkeit ummünzen lernen. Bei der allgemeinen Bespaßung des heutigen Kinderlebens immer auch an die Spätfolgen denken. Wer keine Zeit hat, sich mit sich selbst zu beschäftigen, der kann sich in der weiterführenden Schule schlechter zurücknehmen. Ein „absolutes Muss“ in Klassen, in denen oft 30 Schüler/innen sitzen. Aber diesen Grundlagen-Motor richtig gut zu konstruieren, viel Mühe genau hier zu investieren, das lohnt sich einfach. Ich habe beim jetzigen Abitur die Arbeitshaltungsnoten meiner damaligen Fünftklässler und jetzigen Abiturienten mit den Abitursschnitten verglichen. Selbstläuferzeugnis habe ich diese Zeugnisse damals genannt. Der Zusammenhang der Abitursnoten mit der Arbeitshaltung in Klasse 5 – dem Selbstläuferverhalten – war fast ohne Abweichungen verblüffend klar und ableitbar: Sehr gute Arbeitshaltung in Klasse 5 und sehr gute Grundschulempfehlung brachte in dieser Klasse durch die Bank ein Abitursschnitt zwischen 1,0 und 1,5. Sehr gute Arbeitshaltung und eine gerade noch Gymnasialempfehlung war durch die Bank ein 2,5 bis 3,2 Schnitt. Eine mittelmäßige Gymnasialempfehlung und eine normale, durchschnittliche Arbeitshaltung brachte für Mädchen einen Schnitt zwischen 2,1 und 3,2. Bei Jungs entweder einen Wechsel zur Realschule in nach Klasse 8 oder ein Gerade-noch-so-Abitur schlechter als 3. Bei einer knappen Gymnasialempfehlung mit schlechter Arbeitshaltung kamen weder Mädchen noch Jungs am Abitur an. Da gab es in dieser Klasse immer einen schnellen Schulwechsel vor Klasse 8. Zwei Abweichungen gab es. Ein 1,2 Abitur (männlich) trotz einer anfänglichen Selbstläuferschwäche. Das war eine klare Entwicklungssache. Der junge Mann hat einfach noch Zeit gebraucht, um seine Selbstständigkeit im Lernen auf die richtige Schiene zu setzen. Und dann gab es da noch ein Mädchen, das zwar ganz erfolgversprechend anfing, mit guter Arbeitshaltung und durchschnittlicher Gymnasialempfehlung. Aber dann durch die Vollpubertät wild gebeutelt wurde und vor dem Abitur mit Fachhochschulreife von der Schule ging.
Alles in allem für mich eine klare Ansage, die Arbeitshaltung in Klasse 5 genau zu beobachten und dies auch als wichtigen Indikator für spätere Schulleistungen zu sehen. Speziell die Eltern der klugen kleinen Jungs sollten diese Langzeitproblematik kennen. Kluge lebenslustige junge Menschen, die nach entspannten Grundschulzeiten ohne viel zu lernen – nur mit dem allmorgendlichen Gutaufpassen – locker die weiterführende Schule erreichen. Um dann schon in der 5. Klasse festzustellen: Die natürliche dauerspaßige Lebhaftigkeit, gekoppelt mit dem Unvermögen, sich längere Zeit konzentriert selbst zurücknehmen zu können, ist das Haupt-Startproblem am Gymnasium, Das sich in der 5. Klasse aber noch nicht in Noten ausdrückt. Da wird der lebhafte, lustige und clevere Bursche aus der 4. Klasse innerhalb eines halben Jahres zum hilflosen Westernhelden, dem die Prärie abhanden gekommen ist. Denn diese moderne Schule, meine Damen und Herren, setzt auf offene Systeme mit viel Selbstständigkeit und so manche jungen Helden reiten und jagen trotzdem immer noch in Wildwestmanier – dabei sind Indianer und Schurken alle verschwunden und auch keine richtigen, kernigen Sheriffs sind weit und breit in der Schule zu finden. Zu Hause gibt es oft auch schon lange keine Sheriffs mehr, die Regulativ sein könnten und die die richtigen Grenzen klar definieren. Die von den meisten Eltern eigentlich erträumte offene Schule mit wenig Reglementierung und viel Selbstbestimmung, die für drei Viertel der Schüler/innen auch wunderbar funktioniert, entpuppt sich für so manchen kleinen Helden als echte Lebensfalle. Ich mache übrigens mit allen meinen 5. Klassen solche Arbeitshaltungszeugnisse. Es ist jahraus, jahrein immer eine ähnliche Verteilung. In diesem Jahr haben wir so ein Arbeitshaltungszeugnis sogar einmal für eine ganze Stufe gemacht. a für sehr gute bis e für sehr schlechte Arbeitshaltung. Wenn man dann die Jungs schwarz und die Mädchen weiß ausdruckt und Excel sortieren lässt, sieht man, wo unser männliches Heldenproblem liegt.

gesamtbeurteilungen

Wir brauchen dringend neue Gesamtkonzepte und die Eltern müssen früh dringend mit ins Boot, denn die großen Helden sind ja im schulischen Alltag die heftigsten Bremser für sich und auch für alle Nichthelden.
Übrigens zum Trost für alle jetzt „Oh-wie-schrecklich-ist-das-alles“- Denker. Die prinzipiell klugen, aber schulisch untergegangenen Helden mit dem kleinen Makel, es nicht auf dem direkten Weg geschafft zu haben, diese späteren „richtigen Männer“ der spätzündenden Abteilung, die ihren Eltern in der Heldenvollpubertät so viel Angstschweiß entlockt haben, entwickeln sich trotzdem oft zu späten echten Helden. Entwickeln sich gerade manchmal sogar sensationell wunderbar, wenn das Feinbild Schule den Blick einmal nicht mehr verstellt und dafür irgendwann die zentrale Frage im Raum steht: “Hilfe, ich habe da so ein Leben, das muss ich jetzt ja wohl doch irgendwas draus machen. Denn es ist offensichtlich mein einziges. Und es gehört mir, nur mir. Und dummerweise schenkt mir da wohl doch keiner etwas.“ Und siehe da. Dieser schlichte Blickwinkelveränderungs-Schalter bei spätzündenden Helden ist oftmals eine wunderbare späte Traumerfüllung im Leben von meist männlichen Menschen. Wenn auch auf riesigen Umwegen.

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