Rakete & Co

5. Dezember 2016

Kapitel 3 – Formative Evaluation

Kapitel 3.
Formative Evaluation des Unterrichts

Selbsteinschätzung an erster Stelle … ist natürlich für dich sicher eine ganz neue Aufgabenstellung. Dich richtig einzu-schätzen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Nicht über doofe Noten zu stolpern, nur weil deine kognitive Entwicklungsstufe als Egon noch nicht so weit entwickelt ist wie bei einem deiner Mitschüler&innen. Formative Evaluation des Unterrichts ist eigentlich eine Möglichkeit für Lehrer, den
Unterricht durch Strichlisten oder andere “Beobachtungsinstrumente” von der Seite der Effektivität des Lernens innerhalb einer Klasse sichtbar zu machen. Für dich selbst ist das noch viel einfacher, wenn du dich darauf einlassen willst. Weil du deinem Lernen ja ganz einfach zuschauen kannst. Hattie unterscheidet zwischen Unterrichtszeit, die dir zum
Lernen zur Verfügung steht, Beschäftigungszeit, in der du dich tatsächlich den Lernaufgaben widmest und der
Akademischen Lernzeit, in der du auf hohem und erfolgreichen Niveau lernst. Du kennst garantiert alle 3 Zeiten.

Die Unterrichtszeit: Klar, du sitzt in Mathe und irgendetwas passiert um dich herum. Aber wenn du ehrlich bist, ist das, was deinen Kopf bewegt, noch keine Lernzeit. Nennen wir sie einfach “Ich zeige, dass ich anwesend bin und schaue möglichst interessiert, dass der Mathelehrer mich in Ruhe lässt”-Zeit. Aber dein Kopf und die anstehende Mathematik sind noch nicht synchronisiert.
Die Lernzeit: Das ist nun die Zeit, in der du dich tatsächlich mit Mathematik beschäftigst. Du hörst dem Lehrer wirklich zu, du machst Aufgaben, du würdest selbst sagen: Ich lerne im Moment Mathematik. Aber wenn du genau hinsiehst (also dir beim Lernen zuschaust … In deinen Kopf hinein … Doch, doch, man kann das ….) dann sind da schon noch ganz schön viele Nebengedanken mit im Spiel.
Die Akademische Lernzeit: Das ist nun wirklich die Lernzeit, in der dein Kopf komplett fokussiert auf Mathe ist. Das ist die Zeit, in der dein Kopf vom zweiten in den 5. Gang schaltet und deine Lernfortschritte im Vergleich zu der normalen Lernzeit riesig sind….

Nun kann man natürlich meist die echte akademische Lernzeit nicht die ganze Unterrichtsstunde durchhalten. Außer das Fach interessiert dich wirklich komplett.

Das ganze Kapitel kannst du im Skript lesen. Hattie-fur-Lernende-bis-Kapitel-3

Rote Tische

28. November 2016

Hattie für Lernende – Kapitel 1

Abgelegt unter: Gehirnforschung,Hattie-Studie,Schalter umlegen — heinz.bayer @ 12:53

Liebe zukünftige Leistungsträgerin, lieber zukünftiger Leistungsträger

Wie versprochen – Woche für Woche ein Kapitel. hattie-fur-lernende-bis-kapitel-1

Kapitel 1

Selbsteinschätzung des eigenen Leistungsniveaus – Effektstärke 1,44 – gekoppelt mit deiner kognitiven Entwicklungsstufe – Effektstärke 1,28 – und weil wir schon am Koppeln sind, kopple ich das gleich mal noch an das vorausgehende Leistungsniveau – Effektstärke 0,67. Nein, Hattie koppelt nicht. Aber Hattie ist ja auch Bildungsforscher, ich bin Bildungspraktiker und erkläre die Forschung. Hier mit einer Kraz-Koppelstärke von 3,39. 🙂

Ob ich das darf? Ja klar, weil es dir nützt. Um zu verstehen, warum die Hattie Studie natürlich völlig richtig liegt. Also pass auf. Der Mensch an sich, also auch du höchstpersönlich – entwickelt sich ganz unterschiedlich. Er wächst unterschiedlich schnell, kapiert Mathe unterschiedlich schnell, lernt englische Wörter unterschiedlich schnell, entwickelt seine Fähigkeiten unterschiedlich schnell. Logisch oder? Nehmen wir doch mal als einfaches Beispiel den Hunderterraum als Anfangslektion in Mathe. 1. und 2. Klasse. Am Ende kann praktisch jede/r damit sicher umgehen. Aber bis es soweit ist, ist das von Grundschüler zu Grundschüler (und -in) unterschiedlich. (Siehe Skizze) Nicht schlimm. Eigentlich. Wenn man es schafft, seine eigene Entwicklungskurve richtig einzuschätzen. Also als Paul nicht auf der Kurve von Otto zu landen, weil man sich schon viel besser einstuft als man ist. (Roter Weg) Und dann für sich so tut, als wäre man Otto. Dabei entsteht zwangsläufig eine Wissenslücke. Und Lücken bei Grundlagenwissen sind das Gemeinste, was man sich antun kann. Weil der Mensch, der in Klasse 1 oder 2 Lücken hat entstehen lassen, diese in Klasse 4 oder 8 oder 10 ja nicht mehr erkennt. Aber trotzdem durch diese Lücken Fehler macht. Ohne zu kapieren, woher diese kommen. Klar, du hast recht. So ein 10klässler könnte ja auch mal auf Fehlersuche gehen. Stimmt. Eigentlich eine gute Idee. Nur ist das erstens sehr aufwändig, weil die Lücke so tief versteckt ist. Und zweitens machen das die wenigsten. Wegen erstens. Also: Kontinuierlich an der Steigerung des Leistungsniveaus arbeiten. Ohne Lücken. Denn das vorausgehende Leistungsniveau entscheidet auch über die aktuelle Lernleistung. Man lernt viel schneller und kann das Gelernte viel besser in seine Wissenslandschaft im Gehirn einbauen, wenn man Neues an Altes andocken kann.

entwicklungsstufen

Wenn man als Paul auf Ottos Spur kommen will, dann muss man an Tempo zulegen. (Blauer Weg) Kein Problem. Aber dabei immer den eigenen Leistungsstand im Auge behalten. Sich nichts vormachen. Übrigens auch nicht meinen, man wäre Egon und noch gar nicht Paul. (Orange) Obwohl man Paul ist (Grün). Auch nicht gut. Das Hirn langweilt sich. Die Selbsteinschätzung sollte möglichst klar sein. Das Ziel, das man als nächstes erreichen will, das sollte immer etwas über seinem derzeitigen Leistungsstand liegen. Aber nicht zu weit weg. Damit es erreichbar bleibt. Damit es entspannt weitergeht bei dieser an sich ja sehr spannenden Reise mit einem großen Rucksack namens Gehirn. Wären da nicht diese Noten, die sich nicht um die eigene Entwicklung scheren, sondern an den meisten Schulen weltweit eben an den von allen zeitgleich geschriebenen Arbeiten. Da wird noch viel Zeit vergehen, bis sich eine bessere Leistungseinschätzung durchgesetzt hat. Deshalb musst du einfach diese Noten als kleine Wegweiser sehen, durch die du deine aktuelle Rucksackfüllung abschätzen kannst. Vergleiche dich nicht mit den anderen, vergleiche dich mir dir selbst … was du in den letzten Wochen zugelegt hast. Dann bist du auf dem richtigen Weg.

Ja ich weiß. Diese Erkenntnis aus der Hattie-Studie, dass es richtig viel bringt, wenn man sich ehrlich und ungeschminkt leistungsmäßig selbst einschätzen kann, das ist echte Kür. Aber wer weiß, vielleicht bist ja gerade du dazu in der Lage und kannst damit viel Stress und Ärger in der Schulzeit vermeiden. Es ist ja genau das Entscheidende: Es ist eine Blickwinkeländerung notwendig … dazu ist kein Zeitaufwand notwendig. Das ist eine reine Kopfsache. Die sich langfristig in stabilen Noten und einem guten Schulfeeling auszahlt.

Gruß Otto Kraz

11. Oktober 2010

Fragezeichen

Abgelegt unter: Schalter umlegen — heinz.bayer @ 00:28

Lieber zukünftiger “Irgendwas”
Du bist es, der sich im Moment so wunderbar dagegen wehrt, “Irgendwas” zu werden. Wenn du das hier liest, dann hast du noch richtig Glück gehabt. Denn der eigentliche zukünftige “Irgendwas” hat die Scheuklappen heruntergeklappt. Der hört nichts mehr auf dem Eingangskanal. So schade. Denn es könnte alles so einfach sein. Wenn du einen Paradigmenwechsel vornehmen könntest. So nennt man eine prinzipielle Änderung der Betrachtungsweise für eine Sache. Der Paradigmenwechsel ist so einfach wie schwer: Er lautet schlicht: Du hast viel davon, wenn du später der deutschen Sprache unbeschwert mächtig, der englischen ebenfalls und nebenbei die mathematische auch noch spielerisch beherrschst. Wenn du von Naturwissenschaften, Geschichte und Politik etwas im Schädel mit dir herumträgst und auch noch von Musik und Kunst erzählen kannst. Es ist für dich, diese mühsame Schule. Schlimm für dich? Versuche es umzubauen. Verstehe es bitte. Für dich werden in jeder Doppelstunde etwa 10 Euro ausgegeben. Nicht weil man dich so sehr mag. 1200 Euro im Jahr nur für dich. Warum? Weil man dich braucht. Weil man deine Fähigkeiten braucht. Die sich allerdings nur nach heftigem Training offenbaren. Schule nennt man dieses Training. Übrigens: Wenn ich auch nur einen einzigen jungen Blog-Leser gewinnen könnte, der mit diesem Blog den Schalter auf “Go” umlegt, dann hätte er sich schon hundertmal gelohnt.
Ich drücke mir ganz doll die Daumen. Denn ich hätte schon gerne, dass ich nicht nur ins Leere schreibe. 🙂

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