Rakete & Co

8. Juli 2012

Der letzte Eindruck zählt viel

Abgelegt unter: Raus aus der Falle — heinz.bayer @ 07:13

Die allerallerletzte Möglichkeit
und der letzte Eindruck
Ich plaudere einmal ein wenig aus dem Nähkästchen des Lehrerzimmers. Im Moment laufen viele Gespräche über Schüler/innen und Noten. Und es geht viel um “zwischen drei und vier” oder “zwischen vier und fünf”. Es geht eben um “wie steht er denn bei dir?” und es geht um “strengt er sich denn wenigstens an?” Hätte ein versetzungsgefährdeter Schüler einen Coach, der Imagepflege zu seinem zentralen Thema machen würde, dann würde der Coach im Moment ganz klar raten: “Hinterlasse im Moment ganz aktiv einen guten Eindruck. Gehöre genau jetzt nicht zu den Schülern, die meinen, die Noten wären ja gemacht und man könne sich jetzt so langsam mal gehen lassen. Wenn es im jetzigen Umfeld schwierig ist, sollte man auf kleine Platzänderung setzen. Wer kurz vor dem Sitzenbleiben steht, darf alles. Da besteht keinerlei Gefahr, als Streber aufzufallen. Gefährdete haben ein anerkanntes Recht auf “einen guten Eindruck hinterlassen.” Da ist auch keinerlei Gefahr des “du Schleimer.” Für Menschen, die wichtiger Teil einer Klasse sind, gelten im Falle von der Gefahr, im nächsten Jahr in einer Liga tiefere zu spielen, eigene Gesetze.
Der letzte Eindruck ist extrem wichtig, wenn es darum geht, die Hand eines Lehrers im entscheidenden Moment des Endnotenmachens noch einmal mental zu lenken. Dieses “zwischen vier und fünf” ist oftmals genau der entscheidende Punkt zum Schluss. In der Praxis sieht das zum Beispiel so aus: Mail von einer Kollegin an mich als Klassenlehrer vor ein paar Jahren Anfang Juli : “… Soeben Korrektur absolviert. D. hat in der 4. Klassenarbeit durch für ihn intensives Formenlernen eine 4 erzielt. Rein schriftlich steht er nach 4-5, 3-4, 5-6 nun auf einem Schnitt von 4,4. In den Vokabeltests ergibt sich ein Schnitt von 4,7. Unter Einbezug der mündlichen Note und der leider eher schwachen Hausaufgabenmoral befinde ich mich genau zwischen den Noten. D. hat in den letzten 2-3 Wochen seine Anstrengungen verstärkt.” Und dann “Ich würde D in Französisch die Endnote 4 geben. Da Du aber einen vergleichenden Blick auf sein Notenbild kennst, bitte ich Dich um Deine Meinung.”
Hier hat am Ende der letzte Eindruck vom Französischlehrer und vom Klassenlehrer den Ausschlag gegeben, dass D. nicht sitzen blieb. Nach zusätzlicher Beratung, wie knapp alles war und wie dringend eine Aufholjagd in Französisch in den Sommerferien wäre, stand bei D schon im nächsten Zeugnis eine Drei (mit 3,4) und heute befindet sich D in einer Notenkomfortzone ohne irgendeine Gefahr des Sitzenbleibens und ohne je sitzengeblieben zu sein. Sitzenbleiben macht keinen Sinn. Deshalb: Am letzten Eindruck feilen.
Die meisten Fünfen sind nicht die 5,3 Fünfen, sondern die 4,6 Fünfen. Wer wegen 4,6 Fünfen sitzenbleibt hatte definitiv keinen Coach mit einem Blick auf die Imagepflege.
Ich drücke die Daumen.

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