Rakete & Co

2. April 2011

Hausaufgaben und Motorradfahren

Abgelegt unter: Break&Go — heinz.bayer @ 00:29

motorrad
Versuche einmal in dich zu gehen. Wie das geht? Einfach mal in Ruhe in die Sonne setzen und über sich selbst nachdenken. Darüber, in welchen Situationen du Lust hast, etwas zu machen. Und wie intensiv du so etwas machen kannst. Vielleicht denkst du dir, dass du gerne mit einem dicken Motorrad durch die Welt fahren würdest. Und dass du dann bestimmt nicht die Lust verlieren würdest. Obwohl das ja eigentlich eine sehr eingeschränkte Tätigkeit ist. Man sitzt auf einem Sattel und dreht an einem Griff. Und bekommt gute Gefühle, weil man auf einem schnellen Sattel sitzt. Ja dieses Gehirn. Verrückt. Wenn du als Hausaufgabe die Aufgabe bekommen würdest, dich zwei Stunden auf einen Sattel zu setzen und an einem Griff zu drehen, würdest du das als ungeheure Zumutung empfinden. Vielleicht denkst du beim „in dich gehen“ ja auch an ein Fitness-Center, in dem du dich an Hanteln quälen kannst. Dabei ist das mit Hanteln quälen eine sehr dürftige Geschichte. Auf und ab. Und auf und ab. Und das, bis einem die Muskeln schmerzen. Aber verrückt, das Gehirn signalisiert: Großartig. Nicht bei jedem, aber bei manchen. Wie kommt so was, dass der Mensch Dinge gut findet, obwohl sie beim ersten Hinschauen eigentlich vollkommen öde sind? Es ist unser Gehirn, das in solchen Momenten loslegt und Botenstoffe aussendet, die Lust machen. Die einen Dinge gerne tun lassen. Lust ist Biochemie.
Es hört sich verrückt an. Aber wenn man sein Gehirn austricksen könnte, nur für eine Stunde am Tag, dann könnte es solche Botenstoffe aussenden, die einen jeden Tag Hausaufgaben machen lassen würde, als würde man verwegen auf dem Motorrad fahren. Das nennt man mentale Beeinflussung des Zentralorgans.  Aus ganz egoistischen Gründen. Damit man bei Dingen, die wirklich sinnvoll sind, auch Spaß hat. Nach gemachten Hausaufgaben darfst du dich ruhig darüber amüsieren, wie gut du dich wieder mal ausgetrickst hast. Aber du wirst jedes Mal mehr merken, dass du das Gefühl, Hausaufgaben wirklich selbst und intensiv und konzentriert gemacht zu haben, tatsächlich mit der Zeit gut findest. Weil es ein gutes Gefühl ist, in der Schule anzukommen und stressfrei jeden Vormittag den Unterricht zu genießen. Ja, richtig gehört. Genießen. Ja klar. Wer Schule professionell angeht, kann sie genießen. Versuche es einmal mit dem Motorrad Vergleich. Oder erfinde einen eigenen, der bei dir funktioniert. Ich komme gerade aus der Sauna und auch da ist es verrückt. Sitzen, schwitzen, nichts tun. Warum man so etwas macht? Ich weiß, wie gut es mir danach geht. Wenn man das richtig weiß, dann findet das Gehirn mit der Zeit an den verrücktesten Sachen Gefallen. Sogar an Hausaufgaben.
🙂

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