Noch zwei Wochen Ferien. Da dieser Blog für Menschen geschrieben wird, die im letzten Schuljahr mehr oder weniger Schulprobleme hatten und da das hauptsächlich Menschen männlicher Bauart sind, sollte ich an dieser Stelle vielleicht doch etwas zum Thema Computerspiele loswerden. Ich habe in den letzten Jahren ganz wenige Jungs kennengelernt, die Probleme mit der Schule hatten und wenig Computer gespielt haben. Ich habe viele Jungs kennengelernt, die viel Computer gespielt haben und mittelmäßige Schulergebnisse erzielen konnten. Und ich habe äußerst wenige Jungs kennengelernt, die viele Computerspiele spielten und trotzdem richtig gut in der Schule waren. Klar, es gibt auch immer mal wieder Kettenraucher, die ohne Lungenkrebs 85 Jahre werden.
Ich beschreibe es einmal mit dem oberen Bild. Wenn du viel Computer spielst, dann bekommt dein Gehirn die wundervollen Anreize des Spiels als Standardmaß für Lustgefühl. Der Spaßfaktor ist hoch. Je mehr man spielt, desto stärker ist der Effekt. Für ganz viele Computerspiele-Benutzer wird dieses Maß der Lust eine echte Falle, weil es in der Schule kein Lehrer schafft, den Unterricht so zu gestalten, dass er so wird wie ein Computerspiel, das dich einfach reinzieht, ohne dass es einer Anstrengung bedarf. Da damit die eigene Arbeitshaltung schlichtweg austrocknet, weil Arbeitshaltung auch etwas mit Lust an der Sache zu tun hat, ist das Schloss, das man auf seinen ja existierenden Fähigkeiten aufbauen will, eher mickrig. Einsturzgefährdet. Mit der nötigen Arbeitshaltung als komfortables Betriebssystem kann man aus seinen Fähigkeiten etwas vollkommen anderes machen. Etwas Stabiles aufbauen. Weil Schule dann nicht zum ungeliebten Ort wird. Deine Fähigkeiten sind bildlich gesprochen die Computerprogramme, deine Arbeitshaltung das Betriebssystem, das gepflegt werden muss, wie du ja sicher als Computerbesitzer weißt.
Wie du aus der Falle rauskommen kannst, fragst du? Ich habe viele Jungs mit mittelmäßigen Schulleistungen getroffen, die in höheren Klassen irgendwann über den Kopf bewusst das Spielen eingeschränkt haben. Ich habe einige Jungs getroffen, die in allen Altersstufen das Spielen stark reduziert haben, weil sie sonst sitzengeblieben wären. Also Jungs in echter Not „nahe am Abgrund.“ Die Erfahrung, die sie gemacht hatten, war immer ähnlich: Plötzlich viel mehr Zeit, die man für die Schule verwenden kann, irgendwie mehr Lust, dort auch gut zu sein. Und damit die beste Voraussetzung, die Arbeitshaltung zu einer komfortablen Größe zu machen.
Zuallererst musst du aber einfach wissen, was Computerspiele für Auswirkungen haben können und musst das bei dir selbst ehrlich einmal untersuchen, um deine Schlüsse ziehen zu können. Ein erster Einstieg in den Ausstieg ist übrigens oft, dass manche Jungs den Computer als Arbeitsgerät entdecken, um Musik zu machen, Zeichentrickfilme zusammen zu bauen, Videos zu schneiden, Geschichten zu schreiben, Programmieren zu lernen usw usw. Also ganz anders mit der Kiste umzugehen. Da muss das Gehirn vollkommen anders arbeiten als beim Spielen. Da wird es kreativ gefordert. Das, was du für Schule gut brauchen kannst. Auch arbeitshaltungsmäßig.
Wie wäre denn einmal für die nächste Woche statt Computer spielen folgender Vorschlag: Ein freeware Zeichentrickfilmprogramm herunterladen und eine kleine Geschichte mit Strichmännchen erzählen. Oder einfach nur eine Woche ganz abschalten. Das tut überhaupt nicht weh. Und wenn doch, dann musst du ganz dringend etwas tun, denn dann hat es vielleicht schon den Bereich Spielsucht erreicht.
27. August 2011
Achtung Computerfalle
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