Ich merke, dass ich bei meiner Beschreibung von unserer fiktiven Schule in Weit im Winkl immer wieder auf unsere real existierende Schule in Staufen zurückgreifen will. Was ja auch Sinn macht, denn hier hat ja alles angefangen. Und viele Dinge aus der Pädagogik von Weit im Winkl muss man nicht mehr erfinden, sie existierten, existierten und werden und wurden gelebt.
Deshalb beginne ich jetzt doch erst einmal einen Zwischen-Exkurs in die Projektwelt des Faust-Gymnasiums.
Möglichst viele Bildungsplaninhalte in Projekten zu verpacken, das ist in Weit im Winkl erklärtes Ziel.
Projekte, dazu haben wir am Faust im Laufe der Jahre viele wundervolle Exemplare. “Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu begeistern, sich zu beweisen, sich einzusetzen, aktiv zu werden, selbst Inhalte zu finden, eigene Fähigkeiten zu entdecken, ernst genommen zu werden – dann habt ihr viel für die Zukunft getan”, stand als zentraler Satz in unseren pädagogischen Aussagen zu außerunterrichtlichen Projekten anlässlich unseres “Auftritts” als eines der 280 offiziellen dezentralen EXPO2000 Projekte. Der Arbeitstitel “Schülerschule” sollte damals unsere Einstellung zu Bildungsprozessen ausdrücken. Die Projektarbeit lief damals nur außerunterrichtlich. Wie eine zweite Schulwelt parallel zu der normalen Unterrichtswelt. Geprägt von Schülerpersönlichkeiten, die hier das Sagen hatten. Die Grundidee ist klar auch auf die Unterrichtswelt übertragbar. Nicht eins zu eins, aber dass Schüler/innen gleichzeitig sehr wohl auch Lehrer/innen sein können, zeigt der Flügelverleih-am-Faust seit vielen Jahren. In der Nachmittagsschule und auch neuerdings in der Mathe-Akademie zeigen Schüler/innen, welche Profi-Fähigkeiten sie schon in jungen Jahren entwickeln können, wenn man ihnen den Raum dazu gibt. In Weit im Winkl wird ihnen sehr viel Raum eingeräumt.
Ich verweise an dieser Stelle auf www.das-paedagogische-schweizermesser.de bzw lade die wesentlichen Kapitel dieses Fortbildungsskripts häppchenweise an dieser Stelle hoch. Die Geschichte der fausteams bis zur EXPO habe ich hier schon früher einmal erzählt.
teil-1-geschichte
8. November 2014
Zwischen-Exkurs: Faustrealitäten
2. Oktober 2014
Der Winkl’ler Geist oder Steckerziehen
Im Jahre 2013, als Weit im Winkl “teilautonom” wurde, verlief noch alles in den gewohnten Bahnen. Der gewohnte Bildungsplan, nach außen alles beim Alten. Die fünfte Klasse normal gefüllt mit 28 Kindern, allerdings waren drei davon eigentlich keine “Gymnasialkinder”, wie man damals die gymnasialempfohlenen Kinder von der Grundschule nannte. Es gab seit einem Jahr keine Hauptschule mehr im Ort. Nur noch das frühere Schiller und die kleine Grundschule. Auch die Grundschule war einzügig. Alles irgendwie auf Ende und Aus gestrickt. Aber die Weit im Winkler hatten immer so etwas wie einen “Winkler Geist”. Der ‘Winkler Geist” war sehr eigen, im weitesten Sinne. Immer irgendwie visionär. Schräg zur gängigen Meinung. Kunterbunt und lebensprall. Der Winkler Geist hatte zwar immer das Augenzwinkern mit im Programm, aber er war trotzdem real und immer sehr konstruktiv. Aber auch immer irgendwie auf Widerstand gebürstet. “Wir lassen uns ungern sagen, was für uns besser sein soll. Weil wir es besser können.” Das war seit Jahrzehnten der Grundtenor an Weit im Winkl’s Schulen. Weit im Winkl war aus pädagogischer Sicht wie Asterix und Obelix in Gallien. Man wollte keine Römer, die alles über einen römischen Kamm scheren würden. Und so kam es, dass auch die Grundschule von Weit im Winkl bei dem Komplott mitspielte. Genussvoll. “Bassad uff. Denne zeiga mors. Denn: Mir senn oifach besser!!!!!” rief Enderle mit Inbrunst in einer Vollversammlung aller betroffenen Eltern und Lehrer/innen. “Der mid em bessera Abi hot rächt! Also packa mors oh!” Tosender Applaus. Nicht enden wollend. Enderle war am Ziel. Rütli strahlte Und genoss die große Stunde. Weit im Winkl schrieb Geschichte und die Öffentlichkeit wusste nichts davon. Großes Kino.
17. September 2014
Enderle und Rütli
… Asterix und Obelix aus Weit im Winkl.
Enderle und Rütli
Der Mathematik- und Sportlehrer Simon Rütli aus St. Chrischona und begeisterter Gitarrist und Besitzer einer weißen Les Paul von Gibson trieb sich schon lange vor seiner Ernennung zum Vizedirektor in Weit im Winkl herum. Das Laborgymnasium besaß immerhin das beste Tonstudio weit und breit und neben dem Lehrerfußball war die dortige Lehrerband KLETT, benannt nach den Mathematiklehrbüchern, die die Schule benutzte, der absolute Knaller.
Schon 20 Jahre vor der “Abkopplung” vom Kultusministerium in Stuttgart hatte sich das damalige Schiller ein Tonstudio in einem alten Schulkeller eingerichtet, weil ein paar Schüler mit viel Lust auf Stromgitarren bei der Schulleitung angefragt hatten, ob sie, sollten sie das Geld dafür auftreiben können, den alten Fahrradkeller zu einem Proberaum umbauen dürften. Und das war schon beim alten Schiller so: Wer wollte, der durfte natürlich. Ein pädagogisches Grundprinzip an der Schule. Mit amtlicher Unterstüzung. Und später im Café L erst recht. “Gebt Jugendlichen maximal viele Möglichkeiten, sich zu entwickeln, sich einzusetzen, Selbstbewusstsein zu tanken, sich auszuprobieren, dann entwickelt sich Schule vollautomatisch zu einem dynamischen positiven Prozess” oder so ähnlich stand es in einem der vielen Bewerbungen zu irgendwelchen Wettbewerben, von denen sich Enderle immer erhoffte, Geld und Rückendeckung für seine Schule mit ihren tausend Ideen zu bekommen. Speziell nach der “Abkopplung” war es absolute Chefsache, dass die Laborschule in allen Bereichen so gut werden sollte, dass man später (“irgendwann wird der Schwindel ja sicher auffliegen, dann müssen wir stark da stehen” war Enderles Meinung.) punkten konnte. Und später war genau das auch die Meinung von Simon Rütli. Der sich genau wegen diesem pädagogischen Konzept, wegen diesem legendären Tonstudio und der wilden Musikszene am Laborgymnasium dorthin beworben hatte. Ja klar, offiziell bewerben ging natürlich nicht. Auch Rütli hatte heftig getrickst, wurde von Basel aus bezahlt und hatte sich aus dem digitalen Netzwerk der dortigen Schulbehörde “davongeschlichen”. “Die paar Kilometer, mal ganz ehrlich, in einer internationalen Welt darf das doch kein Hinderungsgrund sein, dass da so eine komische Grenzlinie existiert.” meinte er einmal abends zu später Stunde bei einem Kollegenfest. Einen sehr guten Rotwein im Glas. “Wir bilden hier junge Menschen einer Region aus. Und da auch Schweizer Kinder drunter sind, stimmt doch die Bilanz.”
Man sieht, Rütli passte genau in das Anforderungsprofil der Laborschule. Aufmüpfig, querdenkend, einsatzbereit und überzeugt davon, dass Schule gut sein musste, um die nächsten Jahrzehnte mit diesem gemeinsamen Europa zu bestehen. “Wir können es eben besser,” meinte Enderle des öfteren. “Und deshalb war unsere Abkopplung auch absolut richtig. Die Welt wird es später genau so sehen.” Womit er tatsächlich recht behalten sollte, denn als die Sache im Jahre 2023 aufflog, hatte sich erstens die allgemeine Auffassung von positiver Schulentwicklung grundlegend gewandelt (und war bei einem Idealbild angekommen, das das Café L schon jahrelang praktizierte) und zweitens waren allein schon die Abiturszeugnisse aus Weit im Winkl der letzten Jahre überwältigend. Baden-Württemberg schrieb jahrzehntelang in die Statistik: 2,3 plus minus 0,1. Hörte sich zwar gut an, war aber nie ein echtes Qualitätsmerkmal. Weit im Winkl hatte sich aber nach der Abkopplung zur gemeinschaftlichen Aufgabe gestellt, einen Abitursschnitt deutlich unter 2,0 zu schaffen. Kurz bevor der Schwindel aufflog, als eine finnische Delegation nach Weit im Winkl kam, um von den dortigen Strukturen zu lernen, lag er bei 1,7. Der beste Jahrgang war dann später der Jahrgang Abi2027. Das war dann schon in der Zeit, als das Laborgymnasium nun hochoffiziell als Versuchsschule arbeiten durfte. Ein Schnitt von 1,4. “Sensationell”, schrieb die Presse. “Klar, des Café L isch hald sensationell.” meinte damals Enderle breit grinsend und war stolz wie Oskar.
10. September 2014
Der eigentliche Start
Liebe Schule-wichtig-Finder-und-innen
speziell: Liebe Ex-Faustler und -innen
Laborgymnasium Café L … Irgendwie war es plötzlich da, diese Idee. www.aufeigenefaust.com Nach all den Einsparungen im Schulbereich in den letzten Jahren so etwas wie ein Druckablassventil für einen projektorientierten Heinz Eugen B, der in der Faust-Praxis gemerkt hat, dass die vielen positiven Aspekte seiner Schule vor lauter Unterrichtsausfall und unsäglichen Deputatsveränderungen gar nicht mehr so richtig zum Tragen kommen. Da hat man das Gefühl vom: “Schluss jetzt. Nicht mehr mit mir. Eigene Schule gründen und zeigen, dass es besser geht.” … Aber das sind natürlich immer nur Träume, die man hat. Da man aber inzwischen im digitalen Zeitalter auch immer mehr virtuelle Schulansätze kennt und mit der Khan Academy auch ganz neue Aspekte des individuellen Lernens in unsere Bildungslandschaft getreten sind, sah auch ein Heinz Eugen B eine Möglichkeit, diese virtuelle Bildungslandschaft einmal auszuprobieren. Also erst einmal ganz real mitsamt den Flügelverleih-Mitstreiter/innen. Wir testen seit einem Jahr den Einsatz von Unterrichtsfilmen und haben zwei Monate lang getestet, wie man mit Tablets im Unterricht arbeiten kann, wenn jede/r Schüler/in ein Tablet besitzt. www.faust-digital.jimdo.com
Wer so lange nach der Schule noch einmal bayerphysics sehen und hören will, weil er oder sie unter Physikentzug leidet, muss in die Abteilung von Otto Kraz in Weit im Winkl kommen. 🙂
Aber das soll hier alles nicht Thematik sein. Gegenstand dieses Blogs soll jetzt eine Zeitlang die Gründung dieser Schule in Weit im Winkl sein, die es in der Realität nicht gibt. In der man aber wie in einer Zukunftswerkstatt reinpacken kann, was man sich so aus meinem aktuellen Schulalltag heraus ergibt und in den letzten 35 Jahren ergeben hat. Wo genau ich dabei herauskomme, weiß ich jetzt noch noch wirklich. Aber die Aussage, die ich schon seit der “Gründung” des Café L Schüler/innen in Not mit auf den Weg gebe: “In unserer virtuellen Schule hättest du jetzt damit klein Problem. Also kämpf dich tapfer auch in der realen Situation durch und nimm das alles nicht persönlich und fange an, an dir selbst zu zweifeln. Schule ist nicht individuell auf dich abgestimmt. Deshalb muss es manchmal knirschen und klemmen.” Und Eltern in Not sagte ich früher oft: “Für Ihren Sohn sollten wir jetzt eine ganz eigene Schule finden. Dann hätte er keine Schulprobleme.” Jetzt sage ich inzwischen. “In Weit im Winkl hätte ihr Sohn jetzt keine Schulprobleme.” Das tröstet wirklich, weil auch Eltern dazu neigen, Schule mit ihren Noten, Bildungsplänen, Jahrgangsklassen etc als das Maß der Dinge anzusehen. Wenn die reale Schule nicht Maß der Dinge ist, dann sind auch Probleme nur relative Probleme, keine endgültigen und schon gar keine unlösbaren.
Dieser Blog ist am besten zusammen mit dem Flügelverleih für Eltern Blog zu verstehen, den ich auch jetzt beginne. www.fluegelverleih-am-faust.de
Beraten werde ich natürlich von ganz vielen Menschen. Ich höre viel zu. Deshalb, liebe Ex-Faustler und -innen. Solltet ihr wollen, dass auch eine Idee von euch Einzug in Weit im Winkl erhält, dann schreibt gerne an heinz.bayer@t-online.de
Ich werde mit meinem Team prüfen, ob eure Idee passt. 🙂
Gruß
Der Heinz
Hier die bisherige Schul-Story aus www.aufeigenefaust.com
Wir schreiben das Jahr 2033. Zwanzig Jahre ist es nun her, dass das Laborgymnasium in Weit im Winkl, kurz vor Basel erstes Tal rechts – also direkt an der Schweizer Grenze, zur “teilautonomen” Schule wurde. Insiderkreise sprachen schon gar nicht mehr von Schule, sondern vom Café L.
20 Jahre Eigenständigkeit hatte der Schule einen phantastischen Ruf eingebracht. Ein Abitursschnitt, der in jedem Jahr weit über allen anderen gymnasialen Abschlüssen in Baden-Württemberg lag.
Ungefähr 10 Jahre ist es her, dass das kleine einzügige Schiller-Gymnasiums in Weit im Winkl, kurz “das Schiller”, der erstaunten Öffentlichkeit erzählte, dass sie im Jahre 2013 zur Revolte angetreten war. 2013, das war der Beginn des großen vereinheitlichten Bildungssparprogramms im Ländle. Es war das zweite Jahr, in dem die Gymnasialempfehlung als Eintrittskarte für das Schiller weggefallen war und seither einfach alle Kinder dieser ländlichen Umgebung zu Gymnasiasten wurden. Es waren ja auch immer nur zwischen 25 und 30 Kinder, die sich in den zwei Grundschulen pro Jahrgang tummelten. Deshalb kooperierte das Schiller sehr schnell mit diesen beiden Schulen. Man kämpfte in dieser ländlichen Abgeschiedenheit mit Ideen gegen die immer über allem schwebende Bedrohung der Schließung aus Gründen der Ineffizienz. Die Bevölkerungspyramide hatte für Schulen bedrohliche Formen angenommen.
Das Schiller war damals mit Lehrern noch recht komfortabel ausgestattet, sollte deshalb einige junge Kollegen als Abordnung an andere Gymnasien in der Rheinschiene abgeben. Man hatte die vielen außergewöhnlichen Projekte der Schule zwar immer wieder hoch gelobt, aber mit den Sparmaßnahmen vor das Aus gestellt. “Wir können nichts dafür. 2020 muss der Haushalt stimmen.” wiederholten die Politiker unentwegt sehr ernsthaft und glaubwürdig.
“Aber mir sen au ned schuld!” brüllte der damalige frisch ins Amt gekommene Direktor Paul Enderle auf einer Gesamtlehrerkonferenz. Ein Schwabe mit breitem Dialekt. Er war gerade mal 38 Jahre alt. Zwischen 40 und 65 Jahren gab es in Baden-Württemberg damals sowieso kaum Gymnasiallehrer/innen, weil ein Vierteljahrhundert lang niemand mehr eingestellt wurde. “Schweinezyklus” nannte es Enderle. “Absolut ohmeglich! On jetz goht des Ganze scho wiedor los.” Enderle war Urschwabe, gebürtiger Remstäler aus Waiblingen und konnte trotz seines sonnigen Gemüts sehr zornig werden. “Also i sag eich. Mir machad jetz oifach nemme mid. I han heid morga dor Steggor zom Kuhmi rauszoga. Also zom ErPe. Jetz semm miar teilautonom. So isch des.” Tosender Applaus. Das Kollegium konnte schon nach zwei Monaten Dienstzeit mit dem Dialekt ihres neuen Chefs wunderbar umgehen.
Enderle hatte seinen Plan seit einiger Zeit im Kollegium verbreiten lassen. Widerstand. Ausklinken. Den Stecker ziehen. Darauf hoffen, dass man bei einem einzügigen Gymnasium mit gerade mal 200 Schülern und 24 Lehrern wie dem Schiller im Verwaltungsnetz allerhöchstens ein leises Rauschen bemerkte, wenn man sich als Schule klammheimlich abkoppelte. So dicht an der Grenze. Sich also aus der immer stärker wachsenden Kontrolle durch das Regierungspräsidium (kurz ErPe) entwinden, um dem völligen Trockensparen doch noch zu entgehen. “Des kenna mir selbor doch oifach besser. Mid onsorm Konzebt sen mir ohschlagbar. On wenn des en a baar Joar uffliagt, no kann des Experimend koiner meh abbrecha. Sonsch blamierd der sich vollkomma. Sen er dobei?” Enderle war in seinem Element, war vollkommen echauffiert. Stehende Ovationen. Eine rebellische Schar von zwei Dutzend meist jungen Lehrer/innen. Sein Kollegium stand komplett hinter ihm.
Ja und so kam es, dass das Schiller “teilautonom” wurde, wie sie es nannten. Sich komplett selbst verwaltete, nur jedes Jahr das Zentralabitur mitschrieben und sich ansonsten ganz still verhielten.
Wie es Enderle vorausgesagt hatte, verschwand das Schiller unbemerkt vom Schirm des Regierungspräsidiums und vom Schirm des Kulturministeriums. Beim Landesamt für Besoldung und Versorgung ahnte man nicht, welche Ungeheuerlichkeit sich das Lehrerkollegium von Weit im Winkl geleistet hatte. Ja, sie hatten sich komplett aus dem Wahnsinn aus Vorschriften und Auflagen ausgeklinkt. Stecker gezogen. Und hatten ihre eigene Schule neu erfunden. Und sie legten sich einen neuen Namen zu. “Warum emmr so große Nama?” hatte Enderle gesagt. Ja und so wurde das Schiller-Gymnasium zum Laborgymnasium “Auf-eigene-Faust”.
Dem Café L, wie es viele liebevoll nannten. Weil es einfach anders war als alles andere, was man sonst kannte.
Also 2023 der ganze Schwindel aufflog, weil das Café L eine offizielle finnische Lehrerdelegation zu Besuch hatte, war dies den Verantwortlichen so peinlich, dass sie flugs das Laborgymnasium zum einzigen teilautonomen Gymnasium mit Versuchsstatus umwandelten, damit die Wellen in der Öffentlichkeit nicht zu hoch schlugen. Denn das Laborgymnasium hatte einige umwerfende Ideen in die Welt gesetzt und damit gezeigt, wie man erfolgreich Schule macht, sodass niemand mehr daran rütteln wollte.
Da alle Grundschüler/innen das Café L besuchten und es als komfortable Startbasis in ihr Leben nutzten, egal ob mit Hauptschul- Realschulabschluss oder Abitur und zwei Jahre nach der Teilautonomie des Laborgymnasiums auch die beiden Grundschulen den Stecker gezogen hatten, war Weit im Winkl eine echte pädagogische Trutzburg geworden.
Enderle und seinen Stellvertreter Simon Rütli aus Muttenz nannte man …. Fortsetzung folgt.
3. September 2014
Weit im Winkl
Die Gustav-Helene-Schule heißt inzwischen „Laborgymnasium Café L“ und ist unter www.aufeigenefaust.de zu finden. Weit im Winkl ist ein fiktiver Schulort auf einer realen Wiese an der Schweizer Grenze. Auch seine Ausgangsgeschichte findet man unter dieser Adresse. (Story) Ich werde jetzt in meinem letzten Faustjahr versuchen, diese Schule mit pädagogischem und organisatorischem Inhalt zu füllen. Ein Schule, in der z.B. Schüler/innen zwischen der 8. und 9. Klasse für ein Jahr die Schule verlassen müssen, um das Geld zu verdienen, das diese hochmoderne Schule dringend braucht. Verantwortung übernehmen, wenn die Pubertät am heftigsten Spüren, dass Bildung richtig Geld kostet, um dann wieder zurückzukommen und zu wissen, was man an dieser Schule hat. Sollten Leser/innen Ideen entwickeln, was das Laborgymnasium noch dringend braucht – nur zu. Mail an heinz.bayer@t-online.de Geld spielt keine Rolle. Aktive Faust-Schüler haben in ihrem Schulleben mit Veranstaltungen und Aktionen so viel Geld verdient. Neben der Schule. Was glaubst du, was man erreichen könnte, könnte man Schüler/innen in der aktiven Pubertät mit kreativen Projekten Geld verdienen lassen.
Weit im Winkl ist quasi völlig frei aufgemotztes Faust in der Fiktion.
Das Du im Blog ab heute.
Liebe Leser/innen, die Sie nicht Ex-Faust-Schüler/innen sind, mit denen ich per Du bin, weil wir einmal auf ganz ernsthafter Bildungsebene am Faust zusammengearbeitet haben. Und die sich alle jetzt im ganz normalen Erwachsenen-Modus aufhalten. So ist das Du einfach geblieben. 🙂
Dieser Blog wird im nächsten Jahr sprachlich an Ex-Faustler/innen gerichtet sein. Also empfinden Sie dieses Du bitte nicht als unhöfliche Ansprache, sondern als aktuelle Ausrichtung des Blogs. Wenn Sie ihn gut finden, kann ich Ihnen natürlich auch gerne auf diesem Weg das Du anbieten. 🙂
Ankündigung: Wöchentlich werde ich ab heute ein Weit im Winkl Kapitel schreiben. ( Ich drück meinem Kopf die Daumen, dass er genügend ausspucken kann) Mal sehen, was bis zum großen Stufentreffen im Juli 2015 auf dieser Wiese an der Schweizer Grenze so alles entstehen wird. Ideen willkommen, wie schon erwähnt.
Heinz Eugen B
alias Otto Kraz … der wird übernehmen, wenn ich in Pension gehe. 🙂
24. November 2013
Gustav-Helene-Schule
LIEBE LESERINNEN UND LESER
Diese Seiten waren in der Vergangenheit für all jene gedacht, die im Gestrüpp der Schule festgefahren waren und die sich für Auswege interessierten. Auswege ohne Sitzenbleiben. Plus Selbstbewusstseinsaufbau. Begleitend zu unseren Unterstützungsprojekten, die das Flügelverleihteam in den letzten Jahren anbieten konnte. Die Ausrichtung dieser Seite gilt immer noch. Nur jetzt in einem anderen Kontext. Meine letzten beiden Jahre als Lehrer scheinen offensichtlich geprägt zu sein von Vollbremsung. So zumindest empfinde ich es selbst. Trauerarbeit irgendwie. Neue Zeit?
Vielleicht hier noch zur Vertiefung unser faust-aktuell zum Thema Streichungen.
Habe ich jahrelang an einer Lehranstalt unterrichtet, die als Vorzeigeanstalt galt, so habe ich nun das Gefühl, dass wir aktuell richtig demontiert werden. Rasenmäherprinzip und uns trifft es besonders böse. Wir haben protestiert. Hat man uns das übel genommen? Nun backen wir kleine Brötchen. Schlecht für jemand, der es immer gewöhnt war, große Brote zu backen.
Ich bleibe aber zumindest die nächsten zwei Jahre hier noch am Unterstützungsball. Was die Pensionierungszeit bringt, wird dann spannend. 🙂 Und ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich werde meine eigene kleine virtuelle Schule gründen, nur als kleine pädagogische Geschichte und ihr meinen eigenen Anstrich geben. Als Trost. Für mich und für einige meiner Schüler/innen. Und für alle, die sich einklinken wollen. Unterstützung kann vielfältig sein. Und man muss sich immer eine suchen, die zu einem passt. Meine passt für junge Menschen, die gerne schmökern und in der Lage sind, sich selbst helfen zu wollen. Und ich gebe allen Versetzungsgefährdeten die Idee mit auf den Weg, dass sie an meiner kleinen Schule die Probleme nicht hätten, die sie jetzt haben. In derAbsicht, dass dies das Selbstbewusstsein stärkt. Denn das ist unabhängig von Zeiten des Übersparens immer die zentrale Aussage, die ich treffen würde. Selbstbewusstsein und Ziele setzen. An Ideen festhalten. Das ist wesentlich.
Ich werde meine kleine Schule übrigens nicht mit Überlehrern besetzen, die in der Lage sind, ihre Schüler/innen Kraft Person zu fesseln und zu begeistern. Die gibt es an jeder Schule, aber zu meinen, nach der Aussage “auf den Lehrer kommt es an” müssten einfach nur alle Lehrer fesseln und begeistern, ist einfach realitätsfremd. Entspricht einer Ansicht, die man nur außerhalb der Schule entwickeln kann. Nicht in der Schule. Denn da lebt man mit der Normalität, die übrigens prinzipiell ziemlich gut ist. Lehrermäßig. Die junge Lehrergeneration. Chapeau. Aber die Strukturen passen nicht zum Anspruch.
Die Schule neu entwerfen
Heutige Schule wird dem Heute nicht mehr gerecht. Sagt mein Schulmeisterbauch mit 35 Jahren gymnasialer Schul-Erfahrung. Genau das wissen auch viele, die an Änderung denken und versuchen, Schule dem Heute entsprechend zurechtzurücken. Ich hoffe, dass die kommenden Schulplanungskommissionen erfolgreich sein werden, mit ihren neuen Ideen dem Heute wirklich näherzukommen. Da dieses Heute dem Morgen dient. Das ist ein mühsames Geschäft und ich bin froh, dass ich das nicht auf den Weg bringen muss. Verantwortlich. Dass ich mich nur für meine eigene kleine Welt am Faust zu verantworten habe. Und das auch nur mit den gesetzten Vorgaben “von oben”, die es uns ermöglichen oder auch nicht, gute Schule für einige Schüler/innen zu machen. Für ein paar, für die es passt. Für zu viele passt es überhaupt nicht. Da sind noch knapp zwei Jahre für einen Schulpraktiker. Und Zeit, sich eine eigene virtuelle Schule zusammen zu spinnen. Eine, die es allen recht machen kann. Nicht nur den 20%, für die Schule genau passt. Vielleicht sind es auch 30%. Aber viel mehr sicher nicht.
Da können nun die 70% am allerwenigsten dazu. Dass man das System noch nicht schnell genug angepasst hat. An das Heute. Ist ja auch verrückt, wie enorm sich das Heute zum Damals vor 35 Jahren verändert hat. Wissen Sie, ich bin Mathe- und Physiklehrer. Es gab noch keine Computer für die Schule, als ich eingestiegen bin. Und natürlich keine programmierbaren Taschenrechner. Ich habe vor 15 Jahren ein Projekt geleitet, in dem ein paar Schülerinnen ihre ersten Mails in die Welt geschickt haben. Komplett innovativ damals. Schulen ans Netz und wir hatten einen einzelnen Netzanschluss im vierten Obergeschoss. Kommunikation auf Französisch in die große Welt rausgeschrieben. Verrückt wie schnell sich die Zeiten ändern. Heute müssen unsere Netzwerkbetreuer 160 PCs betreuen. Und wir müssen unseren Schüler/innen Vorschriften machen, wie sie mit ihren Hochleistungscomputersmartphones umzugehen haben, die der absolute Großteil von ihnen benutzt wie ein zusätzliches natürliches Sinnesorgan.
Und dann stehst du da als komplett analoger 62jähriger Lehrer und versuchst, trotzdem noch die Faszination der physikalischen Grundlagen zu vermitteln und du merkst: Da muss was Neues her. Sie sind unschuldig. Wir brauchen sie, aber es geht nicht mehr so wie in früheren Zeiten. Weil sich die Zeiten geändert haben.
Ich werde es als Beratungsinstanz einmal ganz anders versuchen. Ich bin da immer sehr blauäugig. Auch wenn die heutige Schule nicht mehr dem Heute entspricht, werden Schüler, die es nicht mehr souverän schaffen, Schule zu machen, später einen guten Job absolvieren. Und sie werden wie in früheren Generationen dann erzählen, dass sie jetzt zwar ganz souverän im Job sind, aber in der Schule nichts auf die Reihe bekommen haben. Der Einfachheit halber nehme ich an, dass auch sie es auf die unfähigen Lehrer schieben werden. Weil sie ja gar nicht wissen können, dass die Lehrer in einem veralteten System unterrichten mussten. Deshalb erfinde ich jetzt ein leicht verändertes System und sage allen, die von mir Beratung wollen, weil sie Schulprobleme haben: “An meiner Schule hättet ihr keine Probleme, ob sie euch deshalb besser gefallen würde, sei einmal dahingestellt. Wenn ihr also meint, dass ihr zu doof seid, um Schule erfolgreich zu machen, dann träumt euch in meine virtuelle Schule und macht euch klar: Ihr könnt trotz Schulproblemen nach der Schule noch alles herumreißen und erfolgreich sein. Schulnoten sind nicht das Maß der Fähigkeiten, die in einem Menschen stecken. Alltagsaussage für die meisten Erwachsenen, die erfolgreich im Beruf stehen und beim Rückblick auf die Schule merken, dass man dort nicht erkennen konnte, was sie drauf haben.
Wer sich in meiner virtuellen Schule aufhält, wird merken, welche untergeordnete und doch wichtige Rolle Noten spielen können. Wer es in die aktuelle Schule übertragen kann, weil er das System durchschaut, kann umgehend auch schulisch viel erfolgreicher sein. Ihr könnt den Erfolg also auch schon gleich morgen machen. Wenn ihr blickt, wie ihr tickt.”
Meine virtuelle Schule ist als Science Fiction angelegt. Der mit den jetzigen Streichungen als Auslöser beginnt.
Aber die Gustav-Helene-Schule ist auch als echte Schule angelegt. Der Versuch, einmal auf ganz andere Weise die viel geforderte Individualisierung des Lehrens einmal selbst im Unterricht auszuprobieren. Machbar natürlich nur unter Bedingungen, dass ich ohne großen Aufbau Schüler/innengruppen von 3 Leuten zusammen an den Laptop setzen kann, um sie “unterrichten zu lassen.”
Die Khan-Academy lässt grüßen. 🙂
Und eine letzte Bitte an meine Leserinnen und Leser. Haben Sie Geduld mit uns. Wir haben keine Ahnung, wo und wie schnell sich das Ganze hinbewegt.
14. April 2013
Männerrevolte ???????
Da vielleicht in dieser Woche nach einem BZ Artikel möglicherweise einige Zum-ersten-Mal-Leser/innen hier vorbeikommen, sollte ich doch ein paar allgemeine Bemerkungen loswerden. Zum Verständnis dieses Blogs muss man wissen, dass er aus der Betreuungsarbeit unseres Flügelverleihs am Faust hervorgegangen ist, die sich in den letzten Jahren immer weiter verzweigt hat. Im pädagogischen Wirkungsbereich des Flügelverleihs kann man gut sehen, was passiert, wenn Stunden aus dem Ergänzungsbereich in Aktivprojekte gesteckt werden können. Speziell, wenn man diese Arbeit mit unseren Aktivschülerkonzepten verknüpfen kann. Also z.B. mit einem Jungkollegium von späteren Sozialarbeiter/innen und Lehrer/innen und Personalchef/innen und und und Neuloand wie den Flügelverleih zu betreten. Es hat Sinn gemacht, die allgemeine Arbeit und die Betreuungsarbeit “erzählerisch” zu trennen. Da das “leistungsmäßig zu betreuende Klientel” stark männliche Schlagseite hat, heißt der Blog so. Und Revolte, weil moderne Schule den modernen Jungs noch nicht wirklich gerecht wird.
Dazu finden Sie hier genügend Ausführungen. Der Blog ist in erster Linie als Blog für Schüler/innen gedacht, die sich selbst aus so manchen schulischen Fallen befreien wollen. Als Begleitblog für Flügel-Betreuungsprojekte der letzten Jahre. Nachstehend können Sie die Einladung für Schüler/innen lesen, die in Klasse 8 und 9 in Mathematik eine schlechtere Note als 4 haben. Wir wagen in diesem Jahr ein Fachexperiment. Das Betreuungsprojekt für Fünftklässler/innen mit Arbeitshaltungsproblemchen läuft schon. Die “Gipfeltour 2013”. Die Betreuungsunterlagen sind übrigens auf unserer Website www.faust-verleiht-fluegel.de einzusehen. Veilleicht bemerkt man jetzt auch als Neuleser/in, wie verzweigt unsere Arbeit ist und welche Möglichkeiten wegbrechen, wenn man am Ergänzungsbereich spart. Wir sprechen von Bumerang, der später sehr teuer wird.
Heinz Bayer
13. April 2013
Knotenakademie- eine Einladung
Liebe Lern-Dozentin,
lieber Lern-Dozent
In den nächsten Wochen führen wir ein äußerst ehrgeiziges Projekt durch. Die Mathe-Akademie am Faust.
Der Versuch, aus einigen momentanen Mathe-Vierer-und-Fünferkandidat/innen noch vor Beginn der Kursstufe solide Mathe-Zweier-und-Dreierkandidat/innen zu machen.
Als Nebenprodukt wollen wir das vielleicht auf Physik und Chemie ausweiten, damit die Oberstufe für manche von unseren Akademie-Teilnehmer/innen zum Kinderspiel wird. 🙂
Die Grundlage: Nimm einmal an, dass du seit Jahren Mathematik-Kapitel im Kopf nie richtig abgeschlossen hast und jedesmal Lücken geblieben sind, weil du langsamer als die anderen gearbeitet hast. Warum auch immer. Langsamer zu arbeiten ist erst einmal keine Qualitätsaussage. Wenn aber daraus Lücken entstehen, wird es zum Problem, weil trotz heftigen Lernens des aktuellen Stoffes dein mathematisches Gesamtwissen nicht belastbar ist. Mathematische Erkenntnisse bauen „gnadenlos“ aufeinander auf.
Keine Chance auf gute Noten, wer da zu viele Lücken aus der Unterstufe mit sich herumschleppt. Unsere kleine Akademie hat den Anspruch, dir einen Weg zu zeigen, wie du dies sensationell ändern könntest.
Wenn du das aktiv willst. Und nur dann. Wenn du das nicht aktiv willst, haben wir keinerlei Rezept. Aber mal angenommen, dir geht dieses dauernde In-Mathe- schlecht-sein total auf den Keks, weil ja vielleicht in Wirklichkeit ein ganz guter Mathematiker in dir steckt (oder eine Mathematikerin), nur kann man das bei all den Lücken nicht sehen – du selbst auch nicht – und du hast echten Respekt bei der Vorstellung, dass jede/r Schüler/in vier vierstündige Mathekurse in K1 und K2 belegen muss und dass es richtig doof und total stressig ist, wenn man besser schon von vornherein mit 4 Unterkursen planen sollte und die Luft dadurch dünn wird. Wenn du also meinst, du hättest richtig Lust, den mathematischen Hebel bei dir umzulegen – und so ganz nebenbei auch den in Physik und
Chemie, falls es auch dort notwendig wäre, dann komm doch zur Einführungsveranstaltung der Akademie und lass dir erklären, was wir dir anzubieten haben.
Mittwoch, 17. April, 14 Uhr bis
15 Uhr 30
Alles weitere und wie du dich bei uns als Lern-Dozent bewerben kannst, erfährst du dort.
Und auch was ein Lerndozent ist, klar doch. 🙂
Liebe Lehr-Dozentin
Lieber Lehr-Dozent
Wir haben im Zusammenhang mit unserer Mathe-Akademie das Prinzip eines Dozententandems entwickelt. Wenn dich in deinem Spezialfachgebiet Mathematik bei deinen Noten von 1 oder 1-2 im Halbjahr eine Arbeit bei uns zu den Bezahlungsbedingungen wie für Hausaufgabencoachs interessiert, dann laden wir auch dich ein, zu unserer Veranstaltung zu kommen.
Alles Nähere dort.
Wir bieten ein angenehmes Arbeitsklima und für dich ein „sehrgut“-notenstabilisierendes hochinteressantes Arbeitsfeld.
Denn „Lehren ist auch Lernen“, sagt man bei uns in der Akademie zum platzenden Knoten.
Gruß Bayer/Illner/Zürn
Visualisierungen der Grundlagen des Projekts:
Mal angenommen, Carl, Otto und Paul wären gleichermaßen mathematisch begabt und hätten nur einfach unterschiedlich Lücken entstehen lassen.
Dann müsste folgerichtig Otto und Paul nur irgendwie die Lücken füllen, um gleich gut mathematisch dazustehen wie Carl.
Wie oft geht es dir genau so: Du lernst auf eine Arbeit und bist überzeugt, dass du den aktuellen Stoff beherrschst. Trotzdem kommt nicht die entsprechende Note raus. Dein Mathewissen ist offensichtlich nicht belastbar. Deshalb unser Tipp: Alte Lücken füllen. Mathe-Akademie am Faust. Versuche es einmal.
Nachfolgende Bilder wären doch wunderbar, oder?
Wir drücken die Daumen.
3. Februar 2013
Die 8 Turbowochen
Die Halbjahresinformationen stehen. Für die 5. Klasse ist jetzt echter Bedarf an Betreuung. Die Öffnung des Gymnasiums für alle, die auf’s Gymnasium wollen, ohne dass sich die Struktur des Gymnasiums geändert hat, bringt so manch armen Wurm an seine Grenzen. Mag ja sein, dass es bei der Verschiebung Richtung Gymnasium ein paar wenige gibt, die mit Realschulempfehlung das Gymi durchziehen können, weil sie eine gute Arbeitshaltung ihr eigen nennen. Aber was ist mit den jungen Menschen, die jetzt mit Werkrealschulempfehlung auf’s Gymnasium kamen, jetzt das Zeugnis mit Fünfen und Sechsen voll haben und viel Zeit im Krankenzimmer verbringen, weil das dauernde Erkennen der eigenen Grenzen krank macht. Verbesserung der Chancengleichheit nennt man das beim Kultusministerium. Auf www.fluegelverleih-am-faust.de werde ich in den nächsten Wochen wohl dann doch einige Dinge dazu sagen müssen, damit ich die neuen Eltern schon im Vorfeld erreiche. Wenn wie in Freiburg über 60% der Viertklässler auf’s Gymnasium wechseln, ohne dass das Gymnasium seine Strukturen geändert bekommt, dann wird hier auf dem Rücken von Kindern Politik gemacht. Wahrscheinlich meint man in Stuttgart tatsächlich, dass Chancengleichheit so einfach ginge.
Na ja, wir reagieren natürlich faustmäßig. Wir werden verstärkt betreuen, starten jetzt gleich mal 8 Turbowochen, um zu schauen, wen wir von den nichtgymnasialempfohlenen Kindern tatsächlich zum gymnasialen Arbeiten begleiten können. Gipfeltour 2013 heißt das Programm in diesem Jahr. Mal sehen, was sich ergibt.
Ein Heftchen gibt es dazu – angelehnt an das Hausaufgabenheft, das alle Fünfer besitzen und das auf www.vorne-auf-der-welle.de eingesehen werden kann, wer es einsehen will.
Es gibt ein Schülerheft und ein Elternheft und ich werde den Elterntext zur Schülerseite hier immer einfügen.
Zuerst einmal das Vorwort und die Einleitung.
vorwort
einleitung
Und dann Auszüge aus dem Elternheft
Liebe Eltern
Da ist Ihr Kind irgendwie ganz gut auf dem Gymnasium gelandet,
wenn nur diese Ungewissheit nicht wäre, die Ihnen Sorgen macht.
Ist das Paket zu groß, das Ihr Kind stemmen muss? Verspricht
dieses doch sehr verkopfte Gymi einen erfolgreicher Weg oder wird
es eine jahrelanges Zitterpartie? Man hat schon so viel gehört, so
viel gelesen. Doch es gibt keine 100prozentigen Voraussagen.
Immerhin gibt es eine erste Voraussage der Grundschule:
Gymnasialempfehlung nennt man sie. Wir setzen uns in jedem Jahr
mit den Grundschullehrer/innen unserer Fünftklässler/innen
zusammen und besprechen für jedes einzelne Kind die Übergänge.
Holen uns Ratschläge, immerhin kennen unsere Kolleg/innen von
der Grundschule Ihr Kind sehr genau. Was uns die Grundschullehrer/
innen allerdings auch nicht sagen können ist die Entwicklung
der Arbeitshaltung. Kinder, die für‘s Gymnasium empfohlen werden,
tun sich in der Grundschule leicht. Müssen wenig lernen und sind
trotzdem gut. Am Gymnasium sitzen nun lauter solche junge
Menschen. Da ist dann die Arbeitshaltung, das Durchhaltevermögen,
das gut sein wollen und viele andere Bereiche von
entscheidender Bedeutung.
Mit diesem Heft hat Ihr Sohn oder Ihre Tochter die Möglichkeit, die
im Moment entscheidenden lernunterstützenden Bereiche auf die
richtige Spur zu setzen. Erst dann lässt sich sagen, ob Probleme in
Fächern echte Fach-Probleme sind. Oder einfach nicht beachtete
Auswirkungen ganz anderer Schwachstellen.
Ihre Aufgabe: Dieses Heft beinhaltet die Erläuterung zum Heft Ihres
Kindes. Begleiten Sie die 8 Turbowochen. 13 Kreuze am Tag sind ein
kleiner Aufwand mit möglicherweise großer Wirkung, wie die
Erfahrungen der letzten Jahre immer wieder gezeigt haben. Aber
natürlich nur, wenn mit dem Kreuzen auch eine Reflexion stattfindet.
Helfen Sie Ihrem Kind, gemeine Fallen aus dem Weg zu räumen,
die ihm scheinbar nebensächlich vorkommen. Die am Ende aber oft
schulentscheidend sind. Haben Sie bitte Geduld. Und bitte keinen
erhobenen Zeigefinger! Ich drücke Ihnen dafür die Daumen.
Heinz Bayer – Unterstufenberater am Faust
14. Januar 2013
Die Zukunft der Bayer’schen Blogs
Die Halbjahresinformationen rücken näher. Wenn man als Gymnasiast seine Noten betrachtet und wurde einst von seinem/r Grundschullehrer/in, die einen vier Jahre lang im schulischen Lernmodus erlebt hat, ans Gymnasium “empfohlen” , dann gilt in den allerallermeisten Fällen eine ganz einfache Schlussfolgerung: Sind die Noten gut, war in den letzten Jahren die Arbeitshaltung gut. Sind die Noten schlecht, muss man dringend und möglichst umgehend an seiner Arbeitshaltung arbeiten. Und zwar möglichst früh. Wer erst in der 10. Klasse den Schalter umlegen kann, muss sich im Normalfall einfach mit mittelmäßigen Noten zufrieden geben. Klar kann man sagen, dass die Lehrer schuld waren, weil sie es nicht geschafft haben, eine gute Arbeitshaltung aus einem herauszukitzeln. Nur hilft das nichts. Gemein an der Sache ist, dass man sich als junger Mensch, meist männlich, der sich jahrelang immer gerade so mit seiner natürlichen Cleverness entspannt durch den Schulalltag gelebt hat, ohne sich groß bemüht zu haben, der aber trotzdem immer gerne von Schulstress gesprochen hat, am Ende vor dem Abi oftmals an sich zweifelt. Weil kurzfristiges Reinklotzen bei gleichzeitigem Gefühl von riesigem Einsatz nach Jahren der Entspannung nie zu den Noten führen, die man sich im Kopf bei einem solchem “Wahnsinn an Lernleistung” vorstellt. Da kann man nur sagen: “Trau dir bitte trotzdem ganz viel zu. Du hast den Joker noch nicht aus dem Ärmel geholt. Realisiere, dass du in den letzten Jahren zuviel Trainingseinheiten verpasst hast und jetzt kurzfristig auf mittelmäßiges Abi setzen musst. Aber hör auf, an dir selbst zu zweifeln!”
Na ja. Wer kurz vor dem Abitur steht, es also bis dahin geschafft hat und als Luxusproblem eben nicht so gute Noten sein eigen nennt, wie er das gerne gehabt hätte, der muss da jetzt einfach durch und muss sich dann eben nach dem Abi beweisen, was er eigentlich drauf hat, wenn er wirklich mal reinklotzt. Leider leidet bei manchen Jungs (ja klar, auch bei Mädchen – aber definitiv weniger mit dieser Spezialproblematik) am Ende der Gymnasialzeit das Selbstbewusstsein unter der Entwicklung. Und manche leiden damit selbst. Der Trost: Leiden ist ein Zustand, der immer auch Persönlichkeits-Entwicklung nach sich zieht. Weil man Leiden immer auch verarbeiten muss. Also bitte: keine zu große Angst vor den manchmal qualvollen Momenten des Zweifelns. Sie gehen vorbei und stellen sich später sogar oft als extrem wichtig heraus.
Zurück zu den jüngeren Schüler/innen: Seit Jahren bieten wir am Faust-Gymnasium für junge Menschen mit schlechten Noten eine Spezialbetreuung an. Zum eigenständigen Schalter umlegen. Sie hatte schon viele Namen. Power-Learning, Wollen wollen, Vom Standstreifen auf die Überholspur, Break&Go, Raus aus der Falle und 2013: Gipfeltour. In diesem Jahr gibt es zusätzlich speziell für notenproblematische Schüler/innen der fünften Klassen acht Turbowochen, um danach Schüler/innen und Eltern gut beraten zu können, ob es wie gehabt die Arbeitshaltung ist, die klemmt oder ob die Grundschullehrer/innen einfach doch richtig empfohlen hatten. Denn neu in diesem Schuljahr ist ja, dass Grundschulempfehlungen nicht mehr bindend sind. So sitzen jetzt natürlich auch Kinder in der fünften Klasse, die mit einer Haupt-, Werkreal- oder Realschulempfehlung angetreten sind. Frei nach dem Motto: “Abi kann doch jeder, wenn es die Eltern nur fest genug wünschen.”:-) Spaß beiseite. Es stimmt schon: Wer eine gute Realschulempfehlung hat und dann eine exzellente Arbeitshaltung draufpacken kann, der macht sicher auch am Gymnasium seinen Weg, ohne dass dabei die eigene Persönlichkeit auf der Strecke bleibt. Mit einer exzellenten Arbeitshaltung ist das aber in der Praxis so eine Sache. Da inzwischen mehr als 50% aller Abiturient/innen ihre Hochschulreife nicht am Gymnasium erwerben, sondern über die vielen anderen Schullaufbahnmöglichkeiten, die es neben dem allgemeinbildenden Gymnasium gibt, ist das Umsteigen in eine andere Bildungslandschaft nie ein Abstieg. Meist für die eigene Persönlichkeit sogar eher ein Aufstieg. Leider verstehen das viele Eltern noch nicht. Also: Beratungsbedarf. Uppps sorry, ich blogge irgendwie länger und verschachtelter als vor meiner Schreibpause. Werde mich bessern. Versprochen.
Berufswunsch erreicht,
Wenn man heute an der Schule junge Menschen gut beraten will, was sie tun müssen, um mit 30 oder 40 Jahren zufrieden im gewünschten Beruf zu stehen, dann muss man zwischen männlich und weiblich unterscheiden. Das Hauptproblem der Jungs ist die Nachlässigkeit und der zu geringe Einsatz. Ohne dass sie realisieren, was sie sich damit antun. Mädchen und Schule, das passt heutzutage ganz gut zusammen. Ihr Problem zum zufriedenen “im Beruf stehen” taucht erst auf, wenn sie Mütter geworden sind. Die Beobachtung bei ehemaligen Faust-Schülerinnen zeigt mir: Die schulaktiven Schülerinnen scheinen im Schnitt sehr gut mit dieser schwierigen Lebensphase umzugehen. Sich über den Unterricht hinaus schon als junger Mensch einzusetzen, sich zu engagieren, bei selbstständigen Projekten mitzumischen, das scheint tatsächlich eine gute Vorbereitung auf spätere Zeiten zu sein. Das Faust bietet hierfür natürlich auch beste Bedingungen.
Auf www.vorne-auf-der-welle.de arbeite ich deshalb in Folge speziell für Schüler/innen unser Konzept Schülerschule auf, mit dem wir als Schule offizielles dezentrales EXPO2000 Projekt waren. Beratung für Mittel- und Oberstufe. Auf www.maennerrevolte.de versuche ich in Folge wie gehabt, das Problem Arbeitshaltung aufzuarbeiten. Hauptsächlich für Jungs, weil das Problem einfach jungslastig ist.
Natürlich sind beide Blogs auch für das jeweils andere Geschlecht. Klar: “Männerrevolte” auch für versetzungsgefährdete Mädels und “Vorne auf der Welle” für schulaktive Jungs.
Schulwechsel
Leider sehen es viel zu viele ganz anders. Ein Wechsel auf die Realschule oder Werkrealsschule empfinden zu viele als Abstieg. Dabei ist es, wenn es die richtige Entscheidung ist, garantiert ein Aufstieg, wenn man es am späteren Ziel misst.
Ich hoffe, Sie verstehen noch meine Visualisierungen. Ich höre jetzt einfach auf.