Rakete & Co

19. August 2011

HipHop-Gehirnwäsche

Abgelegt unter: Ferien — heinz.bayer @ 23:05

Eigentlich wäre alles sehr einfach. Du hast in den letzten 3 Wochen deiner Ferien festgestellt, dass du im vergangenen Schuljahr vielleicht doch viel zu viele Späßchen im Unterricht gemacht und zu wenig aufgepasst hast, weil dir alles so ätzend und langweilig vorkam, was dir die Lehrer da angeboten haben. Und hättest du diese vielen Parallelprogramme in deinem Kopf während des Unterrichts nicht gehabt und du hättest vor jedem Unterricht ein Zaubermittel bekommen, das dein Interesse an Mathematik, Englisch oder anderen Dingen richtig angeheizt hätte, dann wären deine Noten natürlich viel besser ausgefallen. Logisch, oder? Das ist dir im Abstand von 3 Wochen von der aktuellen Schule, wenn du ehrlich bist, auch vollkommen klar. Nun kann dir niemand morgens vor der Schule das Pülverchen verabreichen, das dich Schule leicht machen lässt. Das Pülverchen muss in deinem Kopf entstehen. Wie wäre es denn mit Gehirnwäsche. Selbstgemachter Gehirnwäsche. Drei Wochen lang bis zum Schulanfang mental dran arbeiten, dass Schule das Beste ist. Dass du dich auf Schule freust. Dass du aufpassen kannst. Dass du vorne auf der Welle stehen wirst. Dass du vorne auf der Welle stehen willst. Dass du gut sein willst. Weil das cool ist. Weil es bescheuert ist, im Kino zu sitzen, gezahlt zu haben, die halbe Zeit mit deinem Nebensitzer herumzualbern, um am Schluss des Films festzustellen, dass du die Geschichte nicht verstanden und damit auch langweilig fandest. Gut sein wollen. Hilfe, ich weiß, da klingelt der Alarm in vielen Köpfen. In deinem auch? „Streber, Streber“ ruft die Meute in deinem Kopf. Ja verrückte Sache, diese Schwierigkeit für so viele, gut sein zu wollen. Insgeheim will das jeder. Aber bitte gleichzeitig cool dabei sein.
Mein Wochentipp: Werde doch cooler HipHop-Produzent und parallel gut in der Schule. Dann kann dir keiner mehr an den Karren fahren. Und wenn doch, dann machst du einen coolen HipHop über den Kerl, der dir blöd kommt. Und lachst ihn wegen seiner Blödheit aus.
Ich habe in unseren Tonstudio schon so manchen Musiker kennengelernt, der sich mit seiner coolen Musik an der Schule einen Schutzmantel bauen und hinter diesem Schutzmantel einfach zum guten Schüler werden konnte. Ganz locker, weil es für ganz viele ein vollkommen einfaches Mittel gibt, das zu erreichen: „Aufpassen.“ Und die Antwort, wie man das durchhält, war ganz oft: „Es macht Spaß.“ Verrückte Sache. Ich weiß, die Meute im Kopf brüllt. Also mach dir doch dagegen ein eigenes HipHop Stück. Samt Gehirnwäsche. Mach dir deinen eigenen Text zu deinem eigenen Schul-Problem, das du gerne lösen willst. Speichere es als MP3 und höre es dir täglich mit dem MP3 Player an. So ein Gehirn braucht lange, bis es „gewaschen“ ist. Am besten kann man die Folgen von Gehirnwäsche bei Schülern sehen, die z.B. ein Jahr in Amerika waren und dann wieder an die alte Schule zurückkamen. Als hätte man sie einer Gehirnwäsche unterzogen. Ich habe es so oft erlebt. Da kommen Leute zurück, die nach einem Jahr Ausland einfach gut sein wollen. Und dann auch gut werden. Und sich einen feuchten Dreck darum scheren, was die anderen davon halten. Das Verrückte ist, dass Menschen, die ein Jahr in Amerika waren, von vorne herein als cool daherkommen und deshalb mit dem gut sein wollen ja auch kein Problem haben. Wenn du das schneller bekommen willst, probiere es doch mal mit einer HipHop Gehirnwäsche. Ich mache etwas Werbung für eine Software, die ich in den letzten beiden Tagen verwendet habe, um dir ein Klangbeispiel zusammenzustellen. Magix music maker rock Edition 4 und Magix music maker HipHop Edition 4 und Samplitude music studio 17 von Magix habe ich mir in der 30 Tage Testversion auf den Rechner gezogen, um hier im Urlaub ein wenig musikalisch zu basteln. Ach ja und die neueste Video deluxe Version habe ich mir auch als Testversion zugelegt, um das Ganze visuell zu unterlegen. Hör und sieh mal rein, damit du verstehst, was ich mit „Mach dir einen eigenen Gehirnwäsche-HipHop“ meine. Muss ja niemand davon erfahren. Und pass, wenn er bei dir wirken sollte, nach den Ferien einfach im Unterricht ganz cool auf. Und habe deinen Spaß dabei, weil du den Film plötzlich richtig gut verstehst. Starre nicht auf die Noten, denn die kommen dann vollautomatisch in den grünen Bereich. Ist übrigens ganz leicht, dieses Basteln mit der Magix Software. Im Tonstudio haben wir die Magix-Produkte in den Anfangszeiten verwendet. Erklären sich fast von selbst. Und sind bezahlbar. Wenn du nach 30 Tagen feststellt, dass es dein Ding ist, ist die Lizenz ein tolles Weihnachtsgeschenk. Mit nem guten Mikro dazu.

12. August 2011

JUMP & WIN

Abgelegt unter: Ferien — heinz.bayer @ 13:14

Sp-Ringbuch
Zweite Woche Ferien hinter dir. Ich hoffe, du fühlst so langsam schon, dass dich die Schule nicht mehr so sehr gedanklich einklemmt. Nach zwei Wochen müsste das „Gespenst Schule“ in deinem Kopf verschwunden sein. Kein Lehrer, vor dessen Fragen am nächsten Morgen du Angst haben musst. Keine Klassenarbeit, die in den nächsten Tagen ansteht. Kein Test, den du zurückbekommst und von dem du denkst, dass er schlecht ausgefallen ist.
Also Zeit für deinen Kopf, sich einmal eine ganz neue Strategie für Schule vorzunehmen.
12 Wochen im letzten Schuljahr lief ein verrücktes Projekt am Faust. Vielleicht hast du davon gehört. JUMP hieß es. Für sehr junge Faust-Menschen, die Probleme mit der Schule hatten. Jeweils 4 Stunden am Stück. Mittwochs: Zuerst zusammen essen und reden, dann Bewegungsaktivitäten alles Art, zum Beispiel Trampolinspringen. Der Trick dabei: Alle hatten Funkkopfhörer auf, und wir konnten den Teilnehmern auf diese Art versuchen, so ganz nebenher unsere Lebensweisheiten mitzugeben. Dann die ganz normale Hausaufgabenbetreuung und in der letzten Stunde gab es Computerprogramme zur Verbesserung von Mathematik und Sprachen, einen Schreibmaschinenkurs etc und am Ende immer eine Kurzreflexion. Eine Reflexion darüber, was im Kopf passieren muss, dass er sich nicht mehr so sehr gegen Schule sperrt. Denn das war bei den meisten Teilnehmern das Hauptproblem. Dieses Anschluss verpassen, weil man Schule nicht einfach machen kann. Weil der Kopf sperrt.
Die Wochenthemen von JUMP waren:
Plan: professionelle Planung gibt den Startschuss
Joke: das Späßchenheft räumt dir den Weg frei
Activity: das Strecktagebuch lässt dich sanft beschleunigen
Homework: der Hausaufgabencheck gibt dir Spursicherheit
Tests: der Klassenarbeitsplaner gibt die Ruhe beim Schalten
Media: der Mediencheck lässt dich Überholmanöver gewinnen
Structure: der Taschencheck gibt die nötige Fahrsicherheit
Table: der Arbeitsplatzcheck gibt den Durchblick im Verkehr
Design: der Designkurs macht dich zum Chef beim Überholen
Study: Studieren beschleunigt dich auf Hochgeschwindigkeit
Sports: die richtige Bewegung ist der richtige Sprit
Food: die richtige Ernährung ist das geniale Schmiermittel
Future: deine Visionen in die Zukunft machen dich zum Gewinner
Fangen wir für die Ferien einmal mit dem letzten Thema an:
Future: In deinem Leben gibt es viele wichtige Menschen. Einige von Ihnen kannst du in den nächsten Wochen in Ruhe zu einem zentralen Thema befragen: Macht Schule Sinn? Das ist immerhin der zentrale Ansatz. Wenn dein Kopf Schule nach den Ferien wirklich sinnvoll und wichtig finden würde, „wirklich sinnvoll“, nicht „prinzipiell schon irgendwie sinnvoll, aber …“, dann sind deine Schulprobleme weggewischt, außer du befindest dich auf der falschen Schule, die dich inhaltlich überfordert. Deren Lehrplan zum Beispiel zu theorielastig ist, obwohl du ein echter Praktiker bist. Dann musst du dringend wechseln, aber in den allermeisten Fällen kommen Schulschwierigkeiten von der Einstellung zur Schule selbst. Und das über Jahre hinweg. Deshalb ist die eleganteste Lösung, Schule locker und cool machen zu können, die eigene Einstellung zum Thema Schule radikal zu ändern. Den Blickwinkel zu ändern. Deshalb mein Tipp der Woche: Befrage wichtige Menschen. Fange mit dir selbst an. Du bist der wichtigste unter all den wichtigen Menschen, die du kennst. Befrage dich bitte zum Themen „Deine Visionen für die Zukunft“ und „Was kann ich dafür aus der Schule kostenlos einpacken.“ Kostenlos!!! Vielleicht machst du dich einmal kundig, wie viel ein guter Sprachkurs später nach der Schule kosten würde. Mit dem Nachteil, dass du in 10 Jahren viel mehr Mühe haben wirst, Sprachen zu lernen. Gehirntechnisch. Dann fragst du dich aus der Sicht eines späteren „Irgendwas“, was du eben vielleicht einmal werden willst, ob du Sprachen dazu brauchen kannst. Da du das als Weltbürger sowieso mit „Ja klar muss ich mich in der Welt verständigen können“ beantworten wirst, wenn du ehrlich zu dir bist, dann solltest du anfangen, Schule zu mögen.  Ich weiß. Hört sich komisch an. Ich meine aber auch nicht, die Lehrer zu mögen, die Tests und Klassenarbeiten zu mögen, die Hausaufgaben zu mögen. Das gehört zur eben Schule dazu. Ohne Lehrer und Klassenarbeiten funktionieren Schulen nicht. Ich meine unter „Schule mögen“ diese unglaubliche Chance zu erkennen, kostenlos Schätze einsacken zu können, die dir niemand mehr wegnehmen kann. Da kann die Welt aus den Fugen geraten, deine Bildung unterliegt keinen Aktienkursschwankungen. Befrage doch einfach in den nächsten Wochen auch andere wichtige Menschen außer dir selbst zu diesem Thema. Es wird dir helfen, Schule zu mögen. Und: Wer Schule mag, der hat schon beinah gewonnen. Denn für den ist Schule wesentlich einfacher zu meistern. Genau darum geht es hier.

6. August 2011

Ok – eine Woche ist rum.

Abgelegt unter: Ferien — heinz.bayer @ 08:12

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Wäre es nicht wundervoll, wenn du in den Ferien klammheimlich aufholen und überholen könntest? Vom Standstreifen auf die Überholspur wechseln? Nach den Ferien vorne auf der Welle stehen?
Also – jetzt Schule mal anders. Du hast Ferien. Und Noten sind weit, weit weg. Ist ja auch gut so. Seele baumeln lassen ist gut. Aber das Gehirn baumeln lassen ist schlecht. Speziell für dich, dem vor den Ferien das Kunststück gelungen ist, gerade noch so versetzt zu werden. Zitterpartie. Und du hast dir vorgenommen, dass das nicht mehr vorkommen wird. Hast du mir zumindest versprochen. (Ich schreibe hier speziell für ein paar junge Männer, denen ich versprochen habe, auch in den Ferien Ferientipps zu bloggen. Aber jedem, der gerade mal so versetzt wurde, würden diese Tipps natürlich gut tun) Die Idee ist total einfach: Das Gehirn vergisst Dinge, wenn man sie nicht wiederholt. Das ist gut so, sonst würde man sich nach 10 Jahren an fast 10.000 Frühstücksbrote erinnern, wenn man immer 2 oder 3 futtert. Das wäre furchtbar für so einen Kopf. Ein fettes Wirrwarr. Deshalb ist Vergessen eine tolle Sache. Nur nicht bei Dingen wie Englisch Vokabeln. Wer z.B. nach der Schule ein Jahr Auszeit in Australien oder Neuseeland nimmt – Lebenserfahrungen sammeln – der wird aber so was von froh sein, dass sein Gehirn die wundervollen englischen Wörter und grammatikalischen Regeln und Redewendungen überhaupt nicht vergessen hat, weil man früh wusste, was Wiederholung bei so einem Gehirn bewirken kann. Wer Englisch Vokabeln wiederholt, lässt seine Englisch-Vokabel-Synapsen wachsen. Ist so. Wie ein kleiner Muskel, so ne Synapse für „Hello, my name is Dan and – after school – I will go to Australia “ So, und jetzt der Ferientrick. In der Schulzeit lernst du Vokabeln, weil es diese doofen Vokabeltests gibt. Aber mal ganz ehrlich: Sie helfen, den Druck so weit aufzubauen, bis man sich keine Gedanken mehr macht, Vokabeln zu lernen. Jetzt, in den Ferien, solltest du auf ein anderes Pferd setzen. Wie wäre es mit google-translate. Du kaufst dir 20 Postkarten und verblüffst 20 Menschen, die dir nahe stehen, mit Spezialferienpostkarten in englischer Sprache. Klein geschrieben mit vielen Vokabeln drauf. Google translate aufrufen, deinen Text in Deutsch eingeben und den englischen Text abschreiben. Bilde keine zu komplizierten Sätze, sonst übersetzt das Programm oft ein wenig komisch. Aber du willst ja Vokabeln wiederholen, dafür ist es Google translate wundervoll einfach. Verwende immer wieder andere Sätze und Inhalte für die 20 Postkarten an die 20 Menschen deiner Wahl. Jeden Tag eine kleine Postkarte und dein Vokabelgehirn wird sich sehr wohlfühlen. Mische diese Idee mit deiner zweiten Fremdsprache. Lege dir ein kleines Feriengeheimtagebuch an mit deinen geheimsten Lebensüberlegungen. In französischer Sprache. Mit google-translate hältst du dein Vokabel Gehirn in Schwung. Und wenn du zufällig in Frankreich Urlaub machst, rede mit den Leuten, so viel wie du kannst. Erzähle wie ein altes Plappermaul Lass die Wörter aus deinen Kopf sprudeln. Und kauf dir am Zeitschriftenstand eine Zeitschrift über dein Hobby – vielleicht Fußball – und versuche einmal, so zu tun, als wärst du französischer Fußballfan. Du darfst dir auch ohne weiteres auf einer Radtour die Gedanken, die dir durch den Kopf gehen, auf englisch oder französisch machen. Hauptsache dein Zentralorgan bleibt in Schwung. Australien lässt grüßen.

30. Juli 2011

Sommerferien

Abgelegt unter: Ferien — heinz.bayer @ 20:41

Die Seele einfach mal baumeln lassen.
Und trotzdem Schule 6 Wochen nicht verdrängen!!!!!!!!!!
Hier findest du die nötigen Tipps. Aber erst ab nächster Woche. Denn jetzt gilt wirklich erst einmal: Seele baumeln lassen. Eine Woche gar nicht an die Schule denken. Muskeln wachsen auch genau dann, wenn man Trainingspause macht. Aber bitteschön: Trainingspause heißt es beim Sport, nicht Trainingsurlaub. 1 Woche Trainingspause. Nicht 6 Wochen Trainingsurlaub. Sonst kommst du völlig schlaff und untrainiert aus den Sommerferien zurück. Frust vorprogrammiert. Auf diesem Blog bekommen alle Schüler, die am letzten Mittwoch mit nicht so guten Noten ausgestattet heimgekommen sind, von mir eine Ferienhilfestellung, um klammheimlich über die Sommerferien den Blickwinkel zu verändern und dann vorne auf der Welle zu stehen. Und natürlich gilt für alle jungen Menschen mit schulischem Nachholbedarf: Vokabeln auf dem MP3 Player in der Sonne im Freibad sind vom Feinsten und seine Mathehefte immer mal wieder in die Hand zu nehmen, ist nicht strafbar, nicht unmoralisch, tut nicht weh und bietet die wunderbare Möglichkeit, mit wenig Zeitaufwand so manchen Mitschüler klammheimlich zu überholen. Denn die allermeisten werden 6 Wochen lang ihr Gehirn nicht in schulischen Angelegenheiten benutzen. Perfekte Aufholmöglichkeiten. Für ein entspanntes nächstes Schuljahr.

23. Juli 2011

Erwachsen werden

Abgelegt unter: Persönlichkeit — heinz.bayer @ 09:45

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Üblicherweise würden die meisten Menschen das Erwachsenwerden mit dem oberen Bild beschreiben. Wie das kontinuierliche Aufeinanderstapeln von vielen Entwicklungspaketen ab der Geburt. Und ich sage dir aus 35jähriger praktischer Erfahrung mit der Entwicklung von Fünftklässlern zu Müttern und Vätern und beruflichen Vollprofis: Den fettesten Anteil am Erwachsen sein macht die Persönlichkeit aus, die du in dieses Leben mitbringst. Sie ist noch dick eingemummt, verpackt, versteckt und blitzt nur ab und zu schon ganz früh durch den Kokon. Sie entwickelt sich in diesem Schutz und festigt sich, wenn die Bedingungen gut sind. Packt sich Wissen und Lebenserfahrung dazu, wenn man dazu bereit ist. In der Pubertät wird der Kokon zum Panzer. Zum Stachelkorsett. Auch nach innen. Der Umbau des Gehirns in der Pubertät ist oft auch für dich als Rüstungsträger ziemlich schmerzhaft. Die Selbstzweifel sind in dieser Phase des Lebens Lebensbestandteil der meisten von uns Menschlein. Na ja, und irgendwann, wenn die Zeit reif ist (und diese Zeit, die ist bei den verschiedenen Menschen eben ziemlich verschieden, das musst du zur eigenen Beruhigung als erwachsen Werdender wissen), bröckelt die Verpackung und die Persönlichkeit plus Wissen plus Lebenserfahrung kommen zum Vorschein. Freu dich drauf und lass dir deine Persönlichkeit bitte nicht so leicht verbiegen. Das ist oft nicht wirklich leicht. Aber mit dem Bild wird es dir zumindest vielleicht ein wenig klarer, um was es geht. Warum es sich lohnt, dass du für dich kämpfst. Und dann du in deiner Rüstung Wissen dazupackst.

15. Juli 2011

Jetzt Daumen drücken

Abgelegt unter: Versetzungsgefährdet? — heinz.bayer @ 00:07

Habe gestern eine schöne Begegnung gehabt. Eine ehemalige Schülerin kam vorbei, die mir erzählte, wie sie in der Schule Physik nicht wirklich spannend fand und auch notenmäßig nicht gut war, nach dem Abi anfing Jura zu studieren, aber parallel immer wieder in Physikvorlesungen gegangen wäre, weil dort alles so klar strukturiert war. Und wie sie dann nach einem Semester Jurafrust das Fach gewechselt hätte. “Wenn Sie mir in der 7. Klasse erzählt hätten, dass ich einmal Wirtschaftsingenieur studieren würde mit Elektrotechnik als Hauptfach, dann hätte ich Sie für komplett verrückt erklärt. Aber jetzt ist es mein Traumfach.”
Was ich damit sagen will: Egal, was du jetzt in den verschiedenen Fächern für Noten bekommst – in ein paar Jahren kann dein Interesse komplett anders aussehen. Und damit auch deine Leistungen. Deshalb halte dir einfach alle möglichen Optionen offen. Lehne nie schon vonr vorne herein Fächer ab. Wer weiß schon, wie das bei dir später weitergehen wird. “Das Einstiegsgehalt ist vom Feinsten” hat die Schülerin noch gemeint. “Man braucht eben Ingenieure.”

9. Juli 2011

Um das Überleben kämpfen

Abgelegt unter: Versetzungsgefährdet? — heinz.bayer @ 21:23

Ich klinke mich einmal wieder aus der Schulentwicklungsträumerei aus und nehme für alle Versetzungsgefährdeten unserer Schule (aber vielleicht ja auch außerhalb unserer Schule) einen letzten Revolte-Anlauf in diesem Schuljahr. Die zentrale Aussage lautet: Aufgeben, das darfst du dir niemals antun. Auch wenn du meinst, es wäre alles schon gelaufen. Mein Tipp kurz vor den Notenkonferenzen: Stell dir doch einmal vor, dass du ein echter Spätzünder bist, der in den Ferien einen riesigen Sprung machen wird. Weil du dir vornehmen wirst, an deiner Einstellung zur Schule zu arbeiten. Wenn du versetzungsgefährdet bist, dann bist du das zu 90% genau deshalb, weil deine Einstellung zur Schule nicht stimmt. Nicht weil du unfähig bist. Weil du Schule noch nicht als einen Ort verstehen kannst, den man zu seinem eigenen Vorteil benutzen sollte. Nicht gegen sich.
Und jetzt heißt es kurz vor den Konferenzen: Du klapperst alle deine Lehrer/innen ab. Alle! Du sagst, dass du dich auf eine mögliche Nichtversetzung vorbereiten willst und wissen willst, wie du notenmäßig stehst. Darauf hast du übrigens ein Recht. Also keine Scheu. Erzähle deinen Lehrer/innen offen, dass du versetzungsgefährdet bist. Auch denen, bei denen du auf einer Drei oder einer Vier stehst. Vielleicht stehst du ja auf einer 2 bis 3 oder einer 3 bis 4 und wenn der Lehrer weiß, das du versetzungsgefährdet bist, kann das ja vielleicht doch noch etwas bewirken. Vielleicht kann der Lehrer dein Heft anschauen oder sich mündlich einen Eindruck verschaffen. Auf alle Fälle: Nicht aufgeben. Kämpfen. Sitzenbleiben ist keine Lösung. Du machst kein besseres Abitur, wenn du sitzenbleibst. Geh lieber später ein Jahr ins Ausland. Dann kommst du sowieso mit einer anderen Einstellung zur Schule zurück. Dann verlierst du nämlich diese vollkommen beknackte Vorstellung, Lernen und Aufpassen wäre völlig uncool. Leider ein echter, gemeiner, richtiger, totaler Schwachsinn, sorry, wenn man seine eigene Zukunft ernst nimmt. Da du von vielen umgeben bist, die leider denselben Schwachsinn behaupten, ist das Aussteigen eine kleine Heldentat.
Du solltest sie dir aber trotzdem gönnen.
Und schau dir bitte die Versetzungsordnung genau an. Nicht dass du aus Versehen sitzenbleibst. Was leider allzu oft passiert.
versetzungsordnung

3. Juli 2011

Die Helden im Schulalltag

Abgelegt unter: Visionen — heinz.bayer @ 13:18

Liebe Helden
ich nehme an, dass es wenige von euch gibt, die im Moment hier mitlesen. Weil alles doch sehr langatmig für euch ist. Später geht es wieder mehr mit Bildern und kurzen Texten weiter. Aber wenn der eine oder die andere sich trotzdem von der Länge der Texte nicht abhalten lässt, der Inhalt bringt euch sehr viel, wenn ihr ihn mit eurer Person verknüpfen könnt. Seine Situation und die Problematik dahinter zu kapieren ist die halbe Miete. 🙂
Meine drei Blogs sind für kurze Zeit gleichgeschalten, denn es ist Thema für Großeltern, Eltern, Lehrer/innen und Schüler/innen.
Ich träume heute mein Spezialbildungssystem nur ganz kurz durch die Kindergarten- und Grundschulzeit. Dort hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Die Kolleginnen und Kollegen machen eine sehr gute Arbeit. Rückblickend erzählen die Kinder bei uns ja auch immer fast nur Gutes. Grundschule für Gymnasiasten, das war immer der Selbstläufer, wenn man genau zuhört. Gute Voraussetzungen, könnte man meinen. Irgendwo ist da aber trotzdem ein Systemfehler. Denn wenn die Jungs und Mädels in der weiterführenden Schule ankommen, fehlt viel zu vielen ein alles entscheidender Faktor: Die richtige Arbeitshaltung. Fragen Sie mich jetzt nicht, was man kindergarten- und grundschulseits ändern könnte. Ich bin in diesen Jahrgangsstufen kein Fachmann. Ich würde mir auf alle Fälle eine Pädagogik wünschen, die zentral und irgendwie bedingungslos am Thema Arbeitshaltung arbeitet. Wenn ich vom Design und von der Bequemlichkeit gesehen das tollste und schickste Auto baue, aber der Motor stottert, dann wäre dieses Auto unverkäuflich.
Speziell Eltern können hier natürlich entscheidend unterstützen. Von Babybeinen an. Da ist sehr viel Fingerspitzengefühl und ein gutes Gespür gefragt. Denn Arbeitshaltung ist eine komplexe Angelegenheit. Viel beobachten. Viel reflektieren. Viel darüber reden. Nicht immer auf die Umstände schieben. Langeweile zulassen, Langeweile selbstständig verändern lernen. Langeweile in Eigenständigkeit ummünzen lernen. Bei der allgemeinen Bespaßung des heutigen Kinderlebens immer auch an die Spätfolgen denken. Wer keine Zeit hat, sich mit sich selbst zu beschäftigen, der kann sich in der weiterführenden Schule schlechter zurücknehmen. Ein „absolutes Muss“ in Klassen, in denen oft 30 Schüler/innen sitzen. Aber diesen Grundlagen-Motor richtig gut zu konstruieren, viel Mühe genau hier zu investieren, das lohnt sich einfach. Ich habe beim jetzigen Abitur die Arbeitshaltungsnoten meiner damaligen Fünftklässler und jetzigen Abiturienten mit den Abitursschnitten verglichen. Selbstläuferzeugnis habe ich diese Zeugnisse damals genannt. Der Zusammenhang der Abitursnoten mit der Arbeitshaltung in Klasse 5 – dem Selbstläuferverhalten – war fast ohne Abweichungen verblüffend klar und ableitbar: Sehr gute Arbeitshaltung in Klasse 5 und sehr gute Grundschulempfehlung brachte in dieser Klasse durch die Bank ein Abitursschnitt zwischen 1,0 und 1,5. Sehr gute Arbeitshaltung und eine gerade noch Gymnasialempfehlung war durch die Bank ein 2,5 bis 3,2 Schnitt. Eine mittelmäßige Gymnasialempfehlung und eine normale, durchschnittliche Arbeitshaltung brachte für Mädchen einen Schnitt zwischen 2,1 und 3,2. Bei Jungs entweder einen Wechsel zur Realschule in nach Klasse 8 oder ein Gerade-noch-so-Abitur schlechter als 3. Bei einer knappen Gymnasialempfehlung mit schlechter Arbeitshaltung kamen weder Mädchen noch Jungs am Abitur an. Da gab es in dieser Klasse immer einen schnellen Schulwechsel vor Klasse 8. Zwei Abweichungen gab es. Ein 1,2 Abitur (männlich) trotz einer anfänglichen Selbstläuferschwäche. Das war eine klare Entwicklungssache. Der junge Mann hat einfach noch Zeit gebraucht, um seine Selbstständigkeit im Lernen auf die richtige Schiene zu setzen. Und dann gab es da noch ein Mädchen, das zwar ganz erfolgversprechend anfing, mit guter Arbeitshaltung und durchschnittlicher Gymnasialempfehlung. Aber dann durch die Vollpubertät wild gebeutelt wurde und vor dem Abitur mit Fachhochschulreife von der Schule ging.
Alles in allem für mich eine klare Ansage, die Arbeitshaltung in Klasse 5 genau zu beobachten und dies auch als wichtigen Indikator für spätere Schulleistungen zu sehen. Speziell die Eltern der klugen kleinen Jungs sollten diese Langzeitproblematik kennen. Kluge lebenslustige junge Menschen, die nach entspannten Grundschulzeiten ohne viel zu lernen – nur mit dem allmorgendlichen Gutaufpassen – locker die weiterführende Schule erreichen. Um dann schon in der 5. Klasse festzustellen: Die natürliche dauerspaßige Lebhaftigkeit, gekoppelt mit dem Unvermögen, sich längere Zeit konzentriert selbst zurücknehmen zu können, ist das Haupt-Startproblem am Gymnasium, Das sich in der 5. Klasse aber noch nicht in Noten ausdrückt. Da wird der lebhafte, lustige und clevere Bursche aus der 4. Klasse innerhalb eines halben Jahres zum hilflosen Westernhelden, dem die Prärie abhanden gekommen ist. Denn diese moderne Schule, meine Damen und Herren, setzt auf offene Systeme mit viel Selbstständigkeit und so manche jungen Helden reiten und jagen trotzdem immer noch in Wildwestmanier – dabei sind Indianer und Schurken alle verschwunden und auch keine richtigen, kernigen Sheriffs sind weit und breit in der Schule zu finden. Zu Hause gibt es oft auch schon lange keine Sheriffs mehr, die Regulativ sein könnten und die die richtigen Grenzen klar definieren. Die von den meisten Eltern eigentlich erträumte offene Schule mit wenig Reglementierung und viel Selbstbestimmung, die für drei Viertel der Schüler/innen auch wunderbar funktioniert, entpuppt sich für so manchen kleinen Helden als echte Lebensfalle. Ich mache übrigens mit allen meinen 5. Klassen solche Arbeitshaltungszeugnisse. Es ist jahraus, jahrein immer eine ähnliche Verteilung. In diesem Jahr haben wir so ein Arbeitshaltungszeugnis sogar einmal für eine ganze Stufe gemacht. a für sehr gute bis e für sehr schlechte Arbeitshaltung. Wenn man dann die Jungs schwarz und die Mädchen weiß ausdruckt und Excel sortieren lässt, sieht man, wo unser männliches Heldenproblem liegt.

gesamtbeurteilungen

Wir brauchen dringend neue Gesamtkonzepte und die Eltern müssen früh dringend mit ins Boot, denn die großen Helden sind ja im schulischen Alltag die heftigsten Bremser für sich und auch für alle Nichthelden.
Übrigens zum Trost für alle jetzt „Oh-wie-schrecklich-ist-das-alles“- Denker. Die prinzipiell klugen, aber schulisch untergegangenen Helden mit dem kleinen Makel, es nicht auf dem direkten Weg geschafft zu haben, diese späteren „richtigen Männer“ der spätzündenden Abteilung, die ihren Eltern in der Heldenvollpubertät so viel Angstschweiß entlockt haben, entwickeln sich trotzdem oft zu späten echten Helden. Entwickeln sich gerade manchmal sogar sensationell wunderbar, wenn das Feinbild Schule den Blick einmal nicht mehr verstellt und dafür irgendwann die zentrale Frage im Raum steht: “Hilfe, ich habe da so ein Leben, das muss ich jetzt ja wohl doch irgendwas draus machen. Denn es ist offensichtlich mein einziges. Und es gehört mir, nur mir. Und dummerweise schenkt mir da wohl doch keiner etwas.“ Und siehe da. Dieser schlichte Blickwinkelveränderungs-Schalter bei spätzündenden Helden ist oftmals eine wunderbare späte Traumerfüllung im Leben von meist männlichen Menschen. Wenn auch auf riesigen Umwegen.

24. Juni 2011

Schulsysteme neu geträumt

Abgelegt unter: Visionen — heinz.bayer @ 16:46

Als Studiendirektor für Schulentwicklung, Gesellschaftswissenschaften und neue Medien, Leiter der Nachmittagsschule am Faust-Gymnasium Staufen, Mathematik- und Physiklehrer, Unterstufenberater, Tonstudiobetreiber, Großvater und als einer, der fast ein Vierteljahrhundert Vertrauenslehrer am Faust war und begeisterter pädagogischer Blogger ist, darf man das. Finde ich. Schulsysteme einmal neu träumen. Als einer, der von seiner eigenen Schule viele real existierende Facetten beschreiben kann, die einfach schon so funktionieren, wie er sich eine neu geträumten Schule vorstellt. Ich träume mir hier im Blog einmal ein Schulsystem zusammen, das zum einen (großen) Teil aus der normalen Realität besteht, ich will ja keine Illusionen träumen, zu einem weiteren (großen) Teil aus einem speziellen Menschenbild, das aus der existierenden Realität von Schulsystem ein Vielfaches herauszuholen vermag und dann werde ich ein paar Neuerungen dazuträumen, die gar nicht viel kosten würden, aber die sicher für die handelsübliche Schulentwicklungsdebatte so ungewöhnlich erscheint, dass ich sie mir zwar träumen kann, aber es sicher zwei, drei Generationen dauern wird, bis man begreift, dass ich vollkommen richtig liege. :-)Für die Flügelverleihleser/innen, also hauptsächlich für die Eltern und Lehrer/innen, soll es als Idee dienen, aus der real existierenden Schule, die man einfach nicht so auf die Schnelle umwandeln kann, das Beste herauszuholen. Hier hilft das Menschenbild meiner Traumschule. Für die mitlesenden Schüler/innen vom Männerrevolteblog (Ich schalte alle meine Blogs für eine kurze Zeit zusammen) ist es ebenfalls das Menschenbild, das helfen kann, die Einstellung zur Schule, zu den Lehrer/innen und zum eigenen Lernprozess so zu verändern, dass Schule einfach runder läuft und das hochspannende Leben in dieser Zeit dadurch besser genossen werden kann. Und nicht durch unnötige Nachhilfestunden, Frustperioden, Familienkrisen und Ängste beeinträchtigt wird.
Für die mitlesenden Großeltern im Opakoffer-Blog ist es sicher die eigene Erfahrung und die Distanz, die man mit der nötigen Hilfestellung viel besser einbringen kann, wenn es um Enkel/innen-Probleme geht. Da Opas und Omas heutzutage viel öfter eine zentrale Bedeutung bekommen haben, da mancher Opa für so manchen Schüler die einzige immer verfügbare männliche Bezugsperson geworden ist, sollten speziell die wichtigen Omas und Opas ihre Rolle überdenken können und im Griff haben und nicht nur das alte „Verwöhnen-ist-toll-denn-erziehen-müssen-ja-jetzt-die-Eltern“ Schema durchspielen.
Für mitlesende Schulentwickler/innen, Direktoren, Politiker oder Kultusministeriumsfachleute könnte dieser Teil meines Blogs in Zeiten, in denen eine neue Landesregierung in Baden-Württemberg so große Sätze wie „Wir hören jetzt auch auf die Basis“ ganz locker aussprechen, einfach Denkanstöße bilden. Realisierbare. Finanzierbare. Allerdings auch Ungewöhnliche.

ueber-unterforderung

Ok, ich fange einmal ganz am Anfang an.
Da kommt also ein Mensch auf die Welt und oft denken heute manche Eltern schon nach ein paar Wochen darüber nach, ob es denn vielleicht richtig wäre, wegen der frühen sprachlichen Aufnahmefähigkeit, einen Sprachkurs für Babys anzusteuern. Zwischen Babysprachkursen und Babyschwimmen gibt es inzwischen eine enorme Vielzahl von Angeboten, die auch breit genutzt werden. Warum? Ganz klar: Weil man es einfach gut machen will. Wer diesen Blog liest, gehört zu den Menschen, die sich über Erziehung Gedanken machen und sie können nachvollziehen, was dahinter steckt, dass solche Babyworkshopangebote breit angenommen werden. In erster Linie will man seinem Kind natürlich Gutes tun. Und damit sich selbst. Ob man das auch tut, ist eine andere Sache. Ich würde aus der Sicht eines Gymnasiallehrers nicht wagen, eine Wertung ins Spiel zu bringen. Denn ich habe Schüler erlebt, die extrem gefördert wurden und eine glückliche Schulzeit verbracht haben und auch Schüler, die extrem gefördert wurden, denen die extreme Frühförderung offensichtlich mehr Nachteile als Vorteile gebracht hat. Erziehung ist so individuell, dass ich dazu nur ein Bildchen beisteuern will, das ich dafür gemalt habe.
Eines ist klar: Unterforderung und Überforderung sind beides keine guten Wegbegleiter für junge Menschen in der Entwicklung. Nur: Unter- und Überforderung sind sehr individuelle Begriffe und jede Mutter und jeder Vater muss hier ganz alleine die Verantwortung tragen, wo sie das Langzeit-Optimum vermuten. Denn machen wir uns nichts vor. Fast alle Prozent der Eltern denken schon in den ersten Monaten ganz natürlich insgeheim und oft unterbewusst an die spätere Schulzeit. An die Frage Gymnasium oder Realschule, Studium oder Lehre, beruflicher Erfolg, Glück, Zufriedenheit, stabile Beziehungen usw. usw.
So alles in einem. Eine Traumvorstellung eben. Denn so ein Baby ist ja noch ohne Makel. In ein Baby kann man noch jegliche Zukunft hineinträumen. Gegen das Hineinträumen ist ja auch nichts einzuwenden. Gegen Überforderung schon. Gegen Unterforderung übrigens ebenfalls, wenn ich das aus der Sicht eines Gymnasiallehrers schon jetzt einmal anmerken darf. Aber darüber später noch viel mehr.
Für die Leser/innen des Opakoffers – Mütter und Väter kleiner Kinder – sei hier auch noch einmal auf das Onkel Otto Prinzip verwiesen. Denn sie können es noch vollständig anwenden. Es relativiert vielleicht die Ängste, die einen als Jungeltern plagen, dass man nicht alles tut, um am Ende ein erfolgreiches Kind ins Gymnasium schicken zu können. Denn was nützt der größte Einsatz für die Prinzessin oder den Prinzen in den ersten Jahren, wenn man dabei als Eltern die eigene Beziehung so vernachlässigt hat, dass man sich deshalb nach ein paar Jahren wieder trennen muss. Da hilft dem Prinzen nämlich aus der Sicht eines Gymnasiallehrers leider auch kein früherer aufwändiger Babysprachkurs.

17. Juni 2011

Schul-Umgestaltungs-Traumreise – Einführung

Abgelegt unter: Visionen — heinz.bayer @ 14:55

Bevor ich eine Schul-Umgestaltungs-Traumreise beginne, hier die Diskussions-Ausgangsbasis für alle drei Blogs. Flügelverleih, Opakoffer und Männerrevolte. Für die Lehrer/innen und Eltern, für die Großeltern und für dich als Schüler/in selbst. Im Laufe der Traumreise werde ich natürlich den Text genauer auf diesen Männerrevolte-Blog zuschneiden.
Ausgangsbasis für die Diskussion ist aber genau dieselbe.
Die individuelle Entwicklung von uns Menschen.
„Mit 13 Jahren variiert das Entwicklungsalter um mindestens 6 Jahre zwischen den am weitesten entwickelten Kindern und jenen, die sich am langsamsten entwickeln.“
sagt Remo H. Largo. Wer das ist?
Remo H. Largo, geboren 1943 in Winterthur, war bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor für Kinderheilkunde. Fast drei Jahrzehnte lang leitete er die Abteilung für Wachstum und Entwicklung am Kinderspital in Zürich, wo er die bedeutendste Langzeitstudie über kindliche Entwicklung im deutschsprachigen Raum durchführte. Er ist Vater dreier Töchter und Großvater von vier Enkeln. Seine Bücher »Babyjahre«, »Kinderjahre« und »Glückliche Scheidungskinder« sind Klassiker. Zuletzt erschien von ihm »Schülerjahre« (mit Martin Beglinger).
(„Schülerjahre“ Largo & Berlinger, Piper Verlag, S. 19).
Als Grafik sieht die Aussage so aus.

largo

„Ja und jetzt?“ fragt man sich natürlich als Schülerin.
„Also wenn das stimmt, dann sind ja Noten von vorneherein ungerecht.“ Stimmt. Wie recht du hast. Und jetzt?
Nehmen wir doch nur die Zeit bis zum Laufen. Gäbe es da Noten, dann würde das für Max und Moritz heißen, dass Moritz 16 Monate lang das Sorgenkind war, bevor sich herausstellt, dass er in Wirklichkeit mit 2 Jahren der bessere Läufer ist. Gut, dass es keine Babybenotung gibt.

max-und-moritz

Aber in der normalen Schule wird es für dich zur jahrelangen Wirklichkeit. Nehmen wir Paul und Paula. Am Ende sind beide Ingenieure. Aber bis dahin ist die Wirklichkeit von Paul die eines Sorgenkindes. Für die Eltern. Für Paul. Für Oma und Opa. Für die Lehrer/innen.

paul-und-paula

Manche Schulen haben es geschafft, darauf einzugehen. Zum Beispiel die Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule, Göttingen. Preisträger Deutscher Schulpreis 2010.
„Die Ganztagsschule hat einen hohen Leistungsanspruch, auch wenn es bis zur achten Klasse keine Noten gibt und von der fünften bis zur zehnten Klasse Haupt- und Realschüler gemeinsam mit Gymnasiasten lernen.“ steht in der Profilbeschreibung.
Nur nützt das niemand etwas, der auf ein baden-württembergisches Normalgymnasium geht, die jetzt flächendeckend nur noch mit G8 unterrichtet werden.
Ich versuche in den nächsten Wochen, in den alten Gemäuern des dreigliedrigen Schulsystems eine kleine phantasievolle Schul-Umgestaltungs-Traumreise zu unternehmen, um den einfach existierenden unterschiedlichen Entwicklungen von uns Menschen Rechnung zu tragen. Wenigstens ein wenig. Wie oft habe ich Mails bekommen wie: „Sag doch, hättest du in der Mittelstufe gedacht, das ich mal den Doktor mache?“ Gut, wenn man weit über die Schule hinaus den Kontakt hält. Dann fällt es einem irgendwann wie Schuppen von den Augen. Schule sollte zumindest umgedacht werden. Hier darf ich das ja tun. Und ich lade dich herzlich dazu ein. Für dich gilt: Das richtige Umgehen mit deinem eigenen Entwicklungstand verschafft dir leicht eine Blickwinkelveränderung und damit automatisch eine schulische.

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